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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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Als die Festung anfing ihre Bedeutung zu verlieren, begann sofort der stufenweise, 
stetige Aufschwung der Stadt. Arad ist heute, obgleich es mit seinen 40.000 Einwohnern 
hinter Höd-Mezö-Vasarhely zurücksteht, in Bezug aus Bauthätigkeit, gesellschaftliches 
Leben und echt städtischen Charakter der bedeutendste Platz in dem Lande zwischen Körös, 
Theiß und Maros. Als schön kann aber eigentlich nur die innere Stadt gelten, welche von 
Norden nach Süden der Länge nach durch einen breiten, für die magyarischen Städte 
charakteristischen Straßenzug durchschnitten ist. In diesen fallen der Reihe nach die 
Andrassystraße, der Hauptplatz und der Freiheitsplatz, in welche von der Seite her hübsche 
Gassen münden. Auf dem Hauptplatze fallen das Rathhaus, das Gebäude der Finanz- 
direction und der Palast der Arad-Csanäder Eisenbahn durch ihre stilgerechte Architektur 
sofort in die Augen und bilden eine Platzvednte, wie sie nur wenige Provinzstädte Ungarns 
aufzuweisen haben. In der Umgebung dieser Paläste werden auch die Zinshäuser mit 
immer steigendem Luxus ausgestattet, und selbst wer aus der Großstadt kommt, fühlt sich 
auf dem tadellosen Asphaltpflaster, unter dem Kreuz-und-Quer von Telegraphen- und 
Telephondrähten, in Straßen mit guter Gasbeleuchtung, bei Tramwaygeklingel und 
Fiakergeroll, im Gewühl des Publicums, das sich vor glänzenden Schaufenstern staut 
oder geräuschvoll auf- und niederwogt, keineswegs kleinstädtisch angemuthet. Übrigens 
findet er schon in den Gasthöfen, sowie in den Bädern allen Comfort und zum Theil auch 
Luxus. Jndeß dürfte seine gute Meinung wesentlich beeinträchtigt werden durch den 
Mangel, oder vielmehr die Mangelhaftigkeit von Wasserleitung und Kanalisirung, durch 
die geringe Zahl der öffentlichen Gärten und den ungleichmäßigen, hier und da lücken 
haften Ausbau der Straßen. Auch schadet es dem Eindruck, daß Arad, obgleich Sitz 
eines griechisch-orientalischen, rumänischen Bisthums, keine würdige Domkirche besitzt; die 
römisch-katholische Mehrheit der Bevölkerung muß sich Alles in Allem in zwei bescheidenen 
Kirchen zusammendrängen. In wahren Palästen sind hingegen die staatlichen und städtischen 
Lehranstalten untergebracht, und auch das Theater, das sich zwischen dem Haupt- und 
dem Freiheitsplatze erhebt, ist ganz neuartig eingerichtet. Am 6. October 1890, dem 
einundvierzigsten Jahrestage des Todes der ungarischen Generale, wird auf diesem 
Freiheitsplatze das Märtyrerdenkmal enthüllt werden, das durch den trefflichen ein 
heimischen Bildhauer Georg Zala, nach völliger Umarbeitung eines vom verstorbenen 
Adolf Huszar herrührenden Entwurfes, modellirt ist. Unterhalb der Festung bezeichnet ein 
einfaches Steindenkmal den Ort, wo die dreizehn Generale starben; am Ende der an dem 
Hauptplatze befindlichen Promenade aber steht zur Erinnerung an den Straßenkampf am 
8. Februar 1849 eine kleine von Sigmund Aradi geschaffene Gedenkstatue. 
In den ausgedehnten Vorstädten, deren zuweilen nur mit Rohr, ja mit Stroh 
gedeckte Häuser recht dorfmäßig aussehen, suchen wir vergebens nach interessanten Objecten.
	        
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