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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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seine Dienste genommen und hierbei ihre angestammte Unbotmäßigkeit gezügelt. Dcw flache 
Land, die ebenen Streben in den weiten Flußthälern im Eimern von Böhmen hat sich 
der ackerbauende Slave zur Heimstätte gewühlt. Der Handel- und gewerbetreibende Deutsche 
siedelte an den raschfließenden Gewässern längs der Randgebirge und wo der Strom 
seinen Rücken willig beut, des Landes Erzeugnisse ins Ausland zu schaffen und von dort 
Bedürfnisse herbeizusühren. So bestimmte die Gestalt des Bodens die Wohnplätze den 
beiden Volksstümmen, die das Land in Besitz genommen haben. 
Nordwestböbmen. 
Vom Ladwiberge, dem höchsten Punkte in der Umgebung von Prag (356 Meter), 
sieht man weit über das Land hin, bis die Zinnen des Mittelgebirges, der Wratner Kamm, 
der Jeschkenzug, hinter denen bei Hellem Wetter auch das Erzgebirge, die Leipaer Kegel 
berge, das Jser- und sogar das Riesengebirge hervorschimmern, als ein weiter von Westen 
nach Osten gespannter Bogen den Blick anshalten. Zwischen diesem und dem Beschauer 
breitet sich eine weite, sanft gewellte Fläche aus. Über endlos weite, sorgfältig bebaute 
Fluren streift der Blick. Hier und da trifft er auf ein einsames, von einigen Obstbäumen 
umringtes Dorf, auf einen von einem kleinen Park beschatteten Herrensitz, ein einzelnes 
Gehöft oder eine Zuckerfabrik, deren Schlot melancholisch den schwarzen Rauch auswirbelt. 
Dieselben Bilder bieten die Schienenwege, welche von allen Seiten nach der Hauptstadt 
führen. Nur wenn die Bahn sich in eines der vielen Flußthüler hinabsenkt, wird das 
Landschaftsbild durch üppige Baumbestände, trotzige Felsengrnppen, hochliegende Kirchen 
und wohnliche Schlößchen freundlicher und malerischer. So ist auch die Fahrt aus der 
Westbahn, welche erst die Moldau aufwärts, dann im Berannthal weiterführt, und auf 
der österreichischen Staatsbahnlinie gegen Bodenbach weit eher geeignet, bei dem Reisenden 
einen günstigen Eindruck von den landschaftlichen Schönheiten Böhmens zu erwecken; doch 
auch hier gewinnt die Gegend erst mit der Annäherung gegen die Gebirge hin mehr und 
mehr Reiz, und nur wenn man diese selbst erreicht hat, genießt man den Eindruck voll 
endeter Pracht. 
Von Prag durch das Moldau- und Elbethal an die Landesgrenze. Die 
Moldau bildet, nachdem sie die letzte der Wehren, durch die sie, in Prag zurückgehalten 
und zum breiten Strom aufgestaut, nicht wenig zur Verschönerung der großartigen Ansichten 
der ehrwürdigen hundertthürmigen Stadt beigetragen hat, eine mächtige Krümmung um 
die Holleschowitzer Haide, als wollte sie andeuten, daß es ihr schwere Mühe gemacht habe, 
sich den Weg durch das enge Felsenthor zu erzwingen, in welches sie bei Podbaba 
eintritt. Das Flußthal, dessen steile Lehne zwischen Lieben und Troja mit Landhäusern,
	        
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