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Russenland, eroberten die Hauptburgen, Kiew voran, und richteten ihre Schritte weiter
gegen Westen. Das Hauptheer übersetzte 1241 die Karpathen und überschwemmte Ungarn,
während ein zweites Heer unter Führung der Feldherren Urdiuj, Baidar und Bediaj gegen
Polen losging. König Wenzel war einer der wenigen Fürsten des westlichen Europa, der
die drohende Gefahr bei Zeiten in ihrer ganzen Größe ermaß und auch redlich bemüht
war, dieselbe nicht nur von seinen Ländern, sondern überhaupt von der Christenheit abzu
wenden. Daß die Absichten der Tataren auch auf das damals so reiche und im Zuge der
mitteleuropäischen Handelswege gelegene Böhmen gerichtet waren, ist an den mongolischen
Spähern wahrzunehmen, welche Böhmen als Pilger oder als Bettler durchstreiften. Kömg
Wenzel sicherte Böhmen durch Verhaue an den östlichen Grenzpfaden und Landesthoren,
durch neue Befestigungen an der Burg Prag und an anderen Orten, wobei selbst die von
den Landesroboteu freien Geistlichen und Mönche Hand anlegen mußten. Seine nächsten
Nachbarn, den Herzog von Baiern und den Landgrafen von Thüringen, mahnte der Kömg
zur Hilfeleistung und Vertheidigung und zog, das Zeichen der Kreuzfahrt anlegend, mit
einem mächtigen Heer über Königsstein und Budissin gegen Liegnitz, wo jedoch Heinrich
der Schlesier, ohne die Kriegsschaaren Böhmens abzuwarten, die Schlacht wagte und
auch verlor.