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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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Königs Ludwig IV. (des Baiern) schloß Johann am 23. April 1318 zu Taus mit dem 
Adel Frieden, mußte jedoch versprechen, keinem Ausländer mehr ein Amt oder Lehen zu 
übertragen und die Krongüter in den Händen des Adels zu lassen. 
Die Bedeutung der Regierung König Johanns liegt in den bleibenden Erfolgen, 
die er in der äußern Politik errungen hat. Nach dem Tode des letzten Markgrafen von 
Brandenburg aus dem Geschlechts der Askanier (1319) gelang es Johann, die einst einer 
Schwester König Ottokars II. als Mitgift übergebenen Städte Bautzen, Kamenz und Löbau 
zurückzuerwerben, 1322 erhielt er für seine dem König Ludwig IV. in der Schlacht bei 
Mühldorf geleistete Kriegshilfe Eger sammt Gebiet als Pfand für 20.000 Mark, 1327 
und 1329 brachte er die meisten schlesischen Herzoge zur Anerkennung seiner Lehenshoheit, 
1329 erwarb er Görlitz, 1335 das Herzogthum Breslau, 1346 Lauban und Zittau. Nur 
vorübergehend waren dagegen seine Erwerbungen in Oberitalien, wo ihm im Jahre 1331 
in einer ganzen Reihe von Parteiungen zerrissener Städte die Signorie übertragen ward, 
und in Tirol, welches an Johanns gleichnamigen Sohn, den Gemal der Erbtochter 
Margaretha des 1335 verstorbenen Herzog Heinrichs von Kärnten und Grafen von 
Tirol, gekommen war, aber infolge der durch Margaretha bewirkten Vertreibung 
Johanns aus Tirol 1341 wieder verloren ging. Da Margaretha hierauf Kaiser Ludwigs 
gleichnamigen Sohn, den Markgrafen von Brandenburg, heiratete, rächte König Johann 
den seinem Hause angethanen Schimpf, indem er in Verbindung mit des Kaisers Erzfeind, 
Papst Clemens VI., die Erwählung seines ältesten Sohnes Karl zum römischen König 
durch die Mehrheit der deutschen Kurfürsten bewirkte (11. Juli 1346). Kurz darauf, am 
26. August, ließ sich König Johann, der dem französischen König Philipp VI. gegen König 
Eduard III. von England zu Hilfe gezogen war, in der blutig-heißen Schlacht bei Crecy 
in der Picardie trotz seiner Blindheit ins dichteste Kampfgewühl führen und fand hier ein 
des Ehrentitels „Krone der Ritterschaft", den ihm König Eduard III. gab, würdiges Ende. 
In Böhmen hatte sich Johann nie recht heimisch gefühlt, viel lieber hielt er sich in seiner 
Grafschaft Luxemburg oder am französischen Hofe auf oder nahm an Fehden mit 
lothringischen und rheinischen Fürsten Theil. Böhmen betrachtete er nur als Geldquelle für 
seine dynastischen Pläne, seine Kriege und Vergnügungen, wozu besonders glänzende 
Turniere gehörten, die er weit und breit besuchte und auch auf eigene Kosten ver 
anstaltete. 
Den böhmischen Thron erbte sein Sohn Karl. Derselbe, als römischer König dieses 
Namens der Vierte, 1316 zu Prag geboren, war von 1323 bis 1330 am glänzenden 
französischen Königshofe erzogen worden, und zwar nicht blos in edler Rittersitte, sondern 
auch in den Wissenschaften, selbst der Theologie. Ein günstiger Zufall war es, daß sich 
unter seinen Lehrern auch der weltkluge Pierre de Rösters, Abt von Fecamp, befand,
	        
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