MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

204 
Wenzel, als König von Böhmen dieses Namens der Vierte, besaß nicht entfernt 
den Eifer und Ernst seines Vaters, sondern regierte viel zu sehr nach Laune und Willkür. 
Seine Bemühungen, die 1378 durch die Wahl zweier Päpste in Rom und Avignon 
entstandene Kirchenspaltung zu beseitigen und dem römischen Papst Urban ^ l. allgemeinen 
Gehorsam zu verschaffen, blieben erfolglos, ebenso sein Streben, zwischen den hadernden 
Fürsten und Reichsstädten in Deutschland zu vermitteln; erst nachdem die Fürsten den 
Städten 1388 eine doppelte Niederlage beigebracht hatten, gelang es ihm, auf dem 
Reichstage zu Eger (1389) von den Reichsstädten die Auflösung ihrer Bündnisse und den 
Eintritt in einen allgemeinen Landfrieden zu erzwingen. Einen argen Feind besaß Wenzel 
an seinem Vetter Jost (Jodok), Markgrafen von Mähren (Erstgeborenen Johanns, des 
Bruders Karls IV.), der nach der deutschen und böhmischen Krone strebte und sich deshalb 
mit Herzog Albrecht III. von Österreich verband. Wenzel arbeitete seinen Feinden in die 
Hände, indem er damals die Schattenseiten seines Charakters, maßlose Neigung zu Jäh 
zorn und Trunksucht, mehr denn je hervortreten ließ. Indem er überdies meist Männer 
ans den, niederen Adel oder Bürgerstand zu seinen vertrauten Rathgebern machte, brachte 
er die böhmischen Barone oder Herren gegen sich auf. Aber bevor der Bruch mit letzteren 
erfolgte, brach der Conflict mit dem Prager Erzbischof Johann II. (vvn Jenzenstein) aus. 
Der Erzbischof excommunicirte den Unterkämmerer Huler, einen Günstling Wenzels, 
wegen Eingriffs in seine Gerichtsbarkeit und widersetzte sich überdies dem Plane des 
Königs, aus der Abtei Kladrau nach dem Tode des dortigen Abtes ein Bisthum zu machen 
und mit einem seiner Hofgeistlichen zu besetzen. Dies brachte Wenzel in solche Wuth, daß 
er drei Rathgeber des Erzbischofs martern und einen derselben, den Generalvicar Johann 
von Pomuk, in der Moldau ertränken ließ (20. März 1393). Der Erzbischof ging nach 
Rom und klagte beim Papst Bonifaz IX., der ihm aber, um König Wenzel nicht in das 
Lager des Gegenpapstes zu treiben, kein Gehör gab. Jetzt begann auch ein Theil der 
böhmischen Herren Umtriebe, die dahin abzielten, die damaligen Räthe des Königs zu 
stürzen und dem Herrenstand wieder den ausschließlichen Besitz der obersten Landesämter 
zu verschaffen. Die Herren verbanden sich im Mai 1394 mit dem gewissenlosen Jost, 
nahmen Wenzel in Beraun gefangen, führten ihn auf die Prager Burg und nöthigten ihm 
die Ernennung Josts zum Landeshauptmann von Böhmen ab. Als aber, von Wenzel 
aufgefordert, sein jüngster Bruder, Herzog Johann von Görlitz, mit einen, Heere vor 
Prag erschien, entführten die Verschworenen den König ans das Starhemberg'sche Schloß 
Wildberg in Oberösterreich. Erst anfangs August, als die deutschen Fürsten den König 
mit Heeresmacht zu befreien sich anschickten, ward er freigelassen, und Jost verlor die 
Landeshauptmannswürde. 1395 griffen Jost und die Herren aufs neue zu den Waffen; 
zu ihuen gesellte sich Herzog Albrecht III. von Österreich, welcher Truppen sandte, die mit
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.