274
Geschichte Böhmens vom (Fahre i458 bis (526.
Nach der großen sechzehnjährigen Revolution, in welcher religiöse und nationale
Gegensätze ungemein hart aneinander prallten, war die Hoffnung sehr gering, daß Herzog
Albrecht V. von Österreich von den Böhmen ohne Bedingung zum König angenommen
würde. Auch hatte der in dieser Hinsicht unternommene Versuch keinen Erfolg. Nur die
katholische Partei, geführt von dem mächtigen Ulrich von Rosenberg, und die Partei der
gemäßigtenCalixtiner, deren Haupt Meinhard von Neuhans war, nahmen Albrecht
zum König an. Aber auch diese Männer konnten nicht umhin, von dem neuen Herrscher eine
Erklärung zu verlangen, daß er das Land bei den mit dem Baseler Concil vereinbarten
Eompactaten schützen werde. Aus Grund dessen wurde Albrecht gewählt, nach Prag
geleitet und hier auch (29. Juni 1438) gekrönt.
Die Partei der entschiedenen Utraquisten, deren Führung damals Herr Hynce
Ptäcek von Pirkstein innehatte, war ursprünglich Albrecht nicht feindlich gesinnt, nur
verlangte sie von ihm umfassende Zusagen und Zusicherungen in allen religiösen und
politischen Dingen. Weil aber die Partei der Katholiken und der gemäßigten Utraquisten
sich mit geringeren Zugeständnissen begnügte, so trennte sich Ptäcek von ihnen, verband
sich mit dem Reste der Taboritenpartei und wandte sein Augenmerk nach Polen, wo
in der Person Kazimirs, Bruder des Königs Wladislaw UI., der böhmische König gesucht
und gefunden wurde.
Es hatte den Anschein, daß ein neuer Bürgerkrieg losbrechen werde. Hynce Ptäcek
und der Taboritenführer Bedrich von Sträznic vereinigten ihre Heerhausen in dem festen
Tabor, wohin ihnen König Albrecht mit einem beträchtlichen Heere entgegeneilte. Da aber
unterdessen ein polnisches Heer in Schlesien eingefallen war, ließ Albrecht von der
Belagerung Tabors ab und zog eilig gegen Breslau. Papst Engen IV. und das Baseler
Concil bemühten sich auf alle mögliche Weise, unter den streitenden Parteien Frieden zu
stiften, denn schon drohte der ganzen Christenheit eine ernste Gefahr von Seite der Türken.
Vorläufig kam es aber nur zu einem Waffenstillstand, welcher gleichzeitig zwischen den
Königen Albrecht und Wladislaw, sowie zwischen den kriegführenden Parteien in Böhmen
geschlossen wurde. Unmittelbar darauf zog Albrecht nach Ungarn, wo seine Gegenwart
sehr von Nöthen war. Aber er kehrte nicht mehr zurück. In dem ungewohnten Klima
wurde er schwer krank und starb nach kurzer Krankheit den 27. October 1439.
Das Königreich Böhmen verblieb von nun an 13 Jahre ohne Regierung. König
Albrecht hinterließ nur zwei Töchter und erst vier Monate nach seinem Tode gebar die
verwitwete Königin einen Sohn, genannt Ladislaus Posthumus (22. Februar 1440).
Die ungarischen Stände gedachten nicht zu warten, bis Ladislaus herangewachsen wäre,