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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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prächtigen Anblick nicht mehr, welchen die gleichwie in Graupen dem engen Stadtgrund 
angeschmiegten alten Fundgrübnerhäuser mit ihrem mittelalterlichen Gepräge als letzter 
Rest einstigen Stolzes und Glanzes hervorriefen. Denn sein einstiger Bergsegen ist längst 
dahin. Jetzt ist der Bergbau, der dort noch im Gange ist, mehr ein Nothstandsbergbau. 
Nebenbei sucht eine große Tabakfabrik, schwunghaft betriebene Handschuhfabrikation und 
andere Hausindustrie der drückenden Lage der dürftigen Bevölkerung der Stadt und der 
umliegenden Bergorte Abhilfe zu verschaffen. 
Das westlichste Stück des Gebirges ist der rauheste und unwohnlichste Theil des 
selben. Abertham, Bärringen und Platten (890 Meter), Bergstädte, die einst 
blühten, deuten ihren ehemaligen Erwerbszweig nur durch weite Halden und Pingenzüge 
an. Weite Moorhaiden, finstere Waldstrecken, dürftige Heimstätten menschlicher Bewohner, 
nichts ladet zum Bleiben ein, und man begreift die Deutung des Namens des hier oben 
gelegenen Städtchens Frühbuß, „seine Gründer hätten früh Buße gethan", da sie sich 
in dieser Einöde anzusiedeln wagten. So beschließen wir denn unsere Wanderung, indem 
wir von diesen unwirthlichen Höhen durch das Thal des Silberbachs nach Graßlitz 
hinabsteigen, das gleich den übrigen erzgebirgischen Bergstädten den Bergbau mit der 
Industrie vertauscht hat, aber jenen weit vorausgeeilt ist. Hart an der Landesgrenze 
gelegen, überragt von den Schrofen und Zinnen des Hausberges, erfreut es sich einer 
Bahnverbindung mit der Prag-Egerer Linie einerseits, mit Sachsen anderseits und besitzt 
infolge dessen regen Grenzverkehr. 
Wir können die Bahn benützen, um durch das malerische Zwodathal über Bleistadt 
und Schloß Hartenberg nach Falkenau an der Eger zu kommen oder noch eine kleine 
Wanderung westwärts antreten, um nach Schönbach zu gelangen und unterwegs den 
Hohenstein zu besehen, dessen wunderliche Felsformen wie die Trümmer eines Riesen 
schlosses über dem einsamen Kirchlein von Stein gegen Himmel ragen. Damit haben wir 
die orographische Grenze des Erzgebirges erreicht. 
Das Egerland und das Ascher Gebiet. In der westlichen Ecke von Böhmen, 
an der Stelle, wo das Erzgebirge mit dem Fichtelgebirge, Böhmerwald und Kaiserwald 
zusammenstößt und man viel eher einen hochragenden Gebirgsknoten erwarten könnte, 
hat sich das Land vor uralter Zeit gesenkt und bildet ein weites Kesselthal, das Eger 
land. Ringsum abgeschlossen durch Gebirgs- und Höhenzüge, hat dieser Landstrich mehr 
als ein anderer seine Eigenthümlichkeiten in Bezug auf Wohnstätten, Tracht, Sitte und 
Mundart seiner Bewohner erhalten, — hatte doch das Egerland bis 1848 seine eigene 
Verfassung und ist erst von da ab ganz und völlig in Böhmen aufgegangen. Freilich wohl 
läßt in unseren Tagen die fortschreitende Cultur auch hier manches Althergebrachte 
verschwinden, vor Allem haben die Egerländer ihre Tracht abgelegt, und auch die alten
	        
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