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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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die höchsten Landesämter innehatten, zur Vorberathung in der Wahlangelegenheit. Die 
Mitglieder des Ausschusses, sämmtlich bereits für Ferdinand gewonnen, schlugen dem 
Landtag vor, zur Vermeidung einer zwiespältigen Wahl denjenigen als König anzu 
erkennen, auf welchen sie selbst sich einigen würden. Der Landtag stimmte zu, und so 
fand am 23. October 1526 in der St. Wenzels-Kapelle des Veitsdomes die eigentliche 
Wahl statt, aus welcher Ferdinand als einstimmig gewählt hervorging. Das Ergebnis 
sollte erst am folgenden Tage den Ständen und damit dem ganzen Volke mitgetheilt werden 
und wurde daher vorläufig noch geheim gehalten; einer der Wähler, Lev von Rozmitäl, 
sorgte jedoch durch ein verabredetes Zeichen, das er einem vor der Kapelle wartenden 
Edelmann (Wilhelm Swihowsky von Riesenberg) gab, daß Ferdinand, den die 
Sache ja am nächsten anging, von dem Ausfall der Wahl möglichst rasch Kenntniß erhalte. 
Am anderen Tage begab sich die ganze Landtagsversammlung, nachdem ihr das 
Wahlergebniß verkündigt worden war, unter dem Gesänge des uralten Hymnus »Lvats- 
Vaclave« in die Domkirche zu feierlichem Dankgottesdienst. Der Donner der Geschütze 
und das Geläute sämmtlicher Glocken verkündeten weithin, daß dem Lande ein neuer 
König gegeben worden sei, und die Bevölkerung Prags beging den Tag unter Jubel 
und Lustbarkeit. Eine Gesandtschaft brach noch am selben Tage auf, um Ferdinand die 
Freudenbotschaft zu überbringen und ihm die Bedingungen, unter denen die Wahl erfolgt 
war, zur Bestätigung vorzulegen. Ferdinand willfahrte einigen der ihm vorgelegten 
Wünsche, indem er unter anderen in einem Majestätsbriefe ausdrücklich anerkannte, daß 
die Stände ihn aus freiem Willen zu ihrem König gewählt hätten, und in einem anderen 
sich verpflichtete, dahin zu wirken, daß der Gebrauch des Kelches vom Papst bestätigt 
würde. Bezüglich anderer Forderungen der Stünde verschob er die Entscheidung bis nach 
seiner Ankunft in Prag. 
Im Januar des Jahres 1527 zogen sodann Ferdinand und Anna mit glänzendem 
Gefolge über Jglau, wo sie von einer Gesandtschaft der böhmischen Stände bewillkommt 
wurden, in Böhmen ein. Der Zug wurde größer, je mehr er sich der Hauptstadt näherte, 
da die Stände an einzelnen Ruhepunkten mit Ehrentruppen sich anschlossen, so namentlich 
in Kuttenberg und Böhmisch-Brod. Am 5. Februar strömten dem König von Prag aus 
der noch übrige Adel, die Prager Rathsherren, Vertreter anderer Städte und eine zahllose 
Menschenmenge entgegen. Auf einigen Wagen fuhren die schönsten Bürgersfrauen in 
festlichem Anzug. Beim Begegnen des königlichen Zuges stieg Alles von Pferd und Wagen 
und jeder Stand brachte sein Willkommen dar. 
Die Krönung selbst wurde am 21. Februar in der Veitskirche durch den Bischof 
von Olmütz mit der üblichen Pracht vollzogen; am Tage darauf erfolgte die Krönung 
der Königin.
	        
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