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die der Erzherzog bei Breitenfeld in: Jahre 1642 (am 2. November) erlitt, steigerte
wieder die Gefahren für Böhmen, und wenn die Schweden nicht gleich in dieses Land
einbrachen, so waren daran die Angriffe schuld, die sie von den auf ihre Macht eifer
süchtigen Dänen erfuhren. Als sich der dänische Krieg glücklich für sie abspielte und
auch der Fürst von Siebenbürgen Georg Raköczy feindlich gegen den Kaiser auftrat,
konnte nichts mehr ihren Einmarsch aufhalten. Ihr Anführer Torstenson schlug den
kaiserlichen General Götz bei Jankau am 6. März 1645 so vollständig, daß sie jetzt
auch Mähren überschwemmten und für kurze Zeit sogar nach Niederösterreich vorrückten.
Im Winter von 1645 und 1646 hielt der schwedische General Wrangel Böhmen mit
20.000 Mann besetzt, zog sich aber im Februar 1646 aus dem Lande zurück. Von
da an war es bis znm Frühjahr 1648 vom Feinde frei. In demselben rückte der
General Königsmark wieder ein, ging auf Prag los und es gelang ihm durch List
und Überraschung, am 26. Juli sich des Hradschin zu bemächtigen und bei dieser
Gelegenheit den Erzbischof Grafen Harrach, den Oberstburggrafen Martinitz und
den Stadtcommandanten Feldmarschall Grafen Colloredo gefangen zu nehmen; in
die rechtzeitig alarmirte Alt- und Neustadt vermochten die Schweden jedoch nicht
einzudringen. Die Bürger im Verein mit den Studenten, mit mehr als 200 Mönchen
und mit der Besatzung, die rasch verstärkt wurde, vertheidigten sich auf das tapferste, und
selbst als den Schweden eine Verstärkung von 4.000 Mann unter der Führung des
Pfalzgrafen Karl Gustav am 30. October zu Hilfe kam, konnten sie die tapferen Ver-
theidiger der Alt- und Neustadt nicht bezwingen. Als sie auch ein am 25. October
unternommener Sturm nicht znm Ziel brachte, kam bald darauf (am 3. November) die
Nachricht von dem Abschluß des westfälischen Friedens in Prag an. Der Krieg, der
daselbst mit dem Fenstersturz den Anfang genommen und durch dreißig Jahre Böhmen
und zahlreiche andere Länder verwüstet hatte, war zu Ende und die Stadt von
der Belagerung befreit.
Während der Friedensverhandlnngen, die in den Städten Münster und Osnabrück
geführt wurden, bemühten sich die protestantischen Reichsstände, den Exulanten die Rückkehr
in ihre Heimat und das freie Bekenntniß ihrer Religion zu erwirken. Die Schweden
befürworteten außerdem die Rückerstattung ihrer Güter. Der Kaiser wollte die Rückkehr
nur unter der Bedingung gestatten, wenn sie katholisch würden, von einer Rückstellung
der Güter wollte er nichts wissen und thatsächlich hätte die Erfüllung dieser Forderung
einen ähnlichen Umsturz aller Eigenthumsverhältnisse zuwege gebracht, wie er dem
Aufstand vom Jahre 1618 gefolgt war. Die Schweden fühlten sich in ihrer Ehre ver
pflichtet, für die Rückstellung einzustehen; sie hatten mit der Aussicht auf dieselbe den
Eifer der in ihrem Heere kämpfenden Exulanten aufgestachelt und dadurch ihre Reihen