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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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Schilderung beweisen. Schon in anatomischer Hinsicht haben sich einzelne charakteristische 
Züge der Bevölkerung Böhmens, wenn auch nicht in der Gegenwart, so doch in der 
Vergangenheit vorgefunden,- schon die Schädelbildung, die Farbe der Augen, der Haare 
und der Haut haben uns so manches Interessante geliefert, und es ist kein Zweifel, daß 
auch eine Statistik ihrer Lebenskraft, ihrer Sterblichkeit, der Geburtsverhältnisse und 
Krankheiten, die als specielle Aufgabe der Demographie zugewiesen werden, welche 
Wissenschaft mit der Anthropologie innigst zusammenhängt, das anthropologische Bild, 
das wir geben werden, zu ergänzen und zu beleben vermag. 
Das Bild der jetzigen physischen Beschaffenheit der Bevölkerung Böhmens, so weit 
es uns die Anthropologie bietet, könnten wir nicht gut verstehen und auch nicht entsprechend 
würdigen, ohne jene Entwickelung, ohne jenen Zustand derselben zu kennen, der sich aus Über 
bleibseln, die sich uns aus verschiedenen vergangenen historischen und prähistorischen Zeiten 
erhalten haben, ergibt. Namentlich die Prähistorische Zeit liefert sehr interessante Daten. Ihr 
Studium in cultureller,also rein archäologischerHinsicht bildet den Gegenstand eines anderen 
Artikels in unserem Werke. Doch für jene Perioden hat auch der Anthropolog, der mit dem 
Prähistoriker Hand in Hand geht, ein Interesse. Viel hat sich freilich nicht aus jenen Perioden 
erhalten: es sind dies nur Skelette, aber dieseÜberbleibsel reichen oft hin, um aus ihrer Ver 
gleichung mit dem Skelet des jetzigen Bewohners von Böhmen zur Erkenntniß zu kommen, 
daß die Bevölkerung auch in physischer Hinsicht im Laufe der Jahrhunderte verschiedene 
Veränderungen, deren Ursprung und Grund wir auseinandersetzen wollen, erfahren hat. 
Es sind eigentlich nur Schädel, die bis jetzt am meisten erforscht wurden. Von 
den übrigen Theilen des Skelettes sind meist nur die langen Knochen und die Becken 
knochen mehr oder weniger gut erhalten. Doch diese wurden bei uns bis jetzt fast gar 
nicht untersucht, obgleich dies nicht ohne gewisses Interesse und Bedeutung wäre. Daß 
man unter den erhaltenen Skeletresten in erster Reihe immer den Schädel berücksichtigte, 
ist begreiflich. Die Forscher erblickten im lebenden Kopfe den wichtigsten Theil des 
menschlichen Körpers; in seiner Höhlung befand sich das Gehirn, welches stets als das 
Hauptorgan angesehen wird, und es sind auch die Gesichtszüge, nach denen am besten die 
verschiedenen Völkerschaften, die verschiedenen Racen und Individuen unterschieden wurden. 
Es ist also ganz natürlich, daß man zum Schlüsse kam, wie die Racenverschiedenheiteu 
sich beim lebenden Menschen am meisten am Kopfe äußern, so könnte man auch in der 
festen Struktur des Kopfes — am Schädel — den Abdruck jener Verschiedenheiten finden. 
Daher wurde von der Anthropologie vor Allem der Schädel berücksichtigt und bis jetzt in 
seinen Dimensionen und in seiner Modellirung am meisten studirt. 
Was die Bildung und Gestalt des Schädels bei der in Böhmen angesiedelten 
Bevölkerung anbelangt, so wissen wir aus einigen erst vorbereitenden Arbeiten beiläufig
	        
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