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Vordächer finden wir am Hauptgebäude, oft auch am Schüttkasten, nie jedoch an der
Scheune, die gewöhnlich ganz einfache Giebel, ohne Ornamente, hat. Man siebt jedoch auch
Wohngebäude, namentlich neuere, besonders im mittleren Böhmen, ohne Vordächer.
Unter dem Vordach hängen im Herbst die Dorfleute am Giebel Vogelbeeren
heraus, damit sie der Frost mürbe mache. Im Taborer Kreise, in der Umgebung von
Bechyn und auch in den benachbarten Gegenden hängt man am Bartholomäustag Kränze
aus Vogelbeeren auf, die man am nächsten Bartholomäustag durch frische ersetzt, zum
Andenken an den Heiligen, von dem die Legende erzählt, daß er, nachdem man ihn
Bauernstube im nordöstlichen Böhmen.
geschunden hatte, verschwunden sei und daß, als man den Befehl gab, dort, wo er sich
befände, einen rothen Kranz herausznhängen, die Kränze an den Giebeln aller Häuser roth
geworden seien. Das Streben des böhmischen Bauers, einen möglichst gezierten Giebel
(Schild) an seinem Gebäude zu haben, zeigt sich auch bei neueren Steinbauten. Auch da
pflegen die Giebel mannigfach geschmückt zu sein, und es ist interessant, daß man ab und
zu, zum Beispiel in der Gegend bei Veseli (.im blateelr-), die Motive von dem Giebel,
so weit es geht, auch ans das gemauerte Schild überträgt.
Kränze mit Bändern auf zur Hälfte hervorragenden Säulen, die manchmal einen
ganz eigentümlichen Stil repräsentiren, Kreuze, Herzen, Kleeblätter und ein Hahn, alles
aus aufgetragenem Mörtel entweder weiß angestrichen oder bunt und lebhaft gefärbt,
Böhmen.