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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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hängen von der Decke Stangen zum Trocknen der Wäsche und Kleider. Eine eigene 
Stange wird für den Soldaten reservirt. Rechts von der Thür steht gewöhnlich ein 
Schrein (polies, suckon) mit dem Geschirr. An der Mauer hängt der Schüsselschrank 
mit bemalten Tellern, Gläsern und Krügen; darunter an besonderer Stelle jenes Gefäß, 
in welchem man der Wöchnerin die Henne mit Nudeln bringt. In der Ecke rechts 
steht der Tisch, früher gewöhnlich aus hartem Holz, mit gekreuzten Füßen und einem 
Fußbrett, über ihm schwebt von der Decke herab ein Täubchen aus einer Eierschale 
und gefärbtem Papier. Hinter dem Tisch erblickt man hier und da einen dreiseitigen 
Schrein, der in die Ecke eingelassen ist (korckmos) und in welchem der Besitzer seine 
Schriften aufbewahrt. An diesem Haupttisch pflegt er am heiligen Abend mit dem Gesinde 
Platz zu nehmen und mit ihm das Mahl einzunehmen, wenn er auch sonst an einem 
anderen Tisch speist. 
Über dem Tisch an der Mauer in der Ecke und auch sonst gibt es gewöhnlich viele 
Bilder, und zwar entweder neuere Lithographien oder ältere, auf Glas roh gemalte der 
heiligen Dreieinigkeit, des heiligen Wenzel und andere. Hinter die Bilder steckt das 
Volk Osterkätzchen und unter den Bildern an der Wand oder in den Fenstern, die 
gewöhnlich mit Rosmarin, Meerzwiebel oder Basilienkraut und Monatsrosen geziert 
sind, hängt es am Fronleichnamsfest geweihte Kränze auf, damit sie das Haus vor 
dem Blitz — „dem Boten des Herrn" — beschützen mögen. Hinter dem Tisch in der 
Ecke und die Wand entlang stehen Bänke mit Lehnen, außerdem einige Stühle mit 
manchmal sehr kunstvoll geschnitzten Lehnen. Von der übrigen Einrichtung sind noch die 
Betten hervorzuheben, die oft mit einem Himmel, das heißt mit einem Bretterdach auf 
Säulchen versehen waren und den Wöchnerinnen mit gestickten Machen oder Leintüchern 
(pi-oZtöi-aälu) verdeckt wurden, weiter die Schränke und Truhen, die jedoch häufig in den 
Haus- und Speicherkammern untergebracht werden. 
Diese ganze Einrichtung, besonders aber die Truhen, Schreine, Betten, die Wiege, 
wie auch der Schüsselschrank und Fensterladen, hier und da auch die Stühle sind mit 
zahlreichen Malereien geziert. Die Dorfschreiner haben hierin eine nicht geringe Fertig 
keit erlangt und bewähren oft einen guten Geschmack und Sinn für Farbenblumen, 
besonders Tulpen und Rosen, in Vasen und ohne dieselben, Blumenkränze, Obst, Vögel 
und verschiedene Ornamente, die entweder naiv-original sind oder an den Zopf- und 
Barockstil erinnern. Nicht selten ist auch die Jahreszahl hineingemalt und da und 
dort, namentlich auf kostspieligeren Schreinen zwischen Blumenbeeten das Bild einer 
Heiligen, besonders der Jungfrau Maria oder der heiligen Anna. Ältere bemalte Möbel 
stücke, hier und da auch Truhen mit zwar einfachen aber doch kunstvollen Intarsien findet 
man noch heutzutage in Dörfern namentlich im nördlichen und östlichen Böhmen, wo sie
	        
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