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die aus fünf bis sechs Weidenruthen geflochtene und mit bunten Bändern geschmückte
Ostergerte, mit welcher am Ostermontag die jungen Burschen den Mädchen auflanern und
sie über die bloßen Arme und Füße so lange schlagen (stäupen), bis sie sich mit roth-
gefärbten, häufig auch zierlich gezeichneten Eiern (üraslios) loskausen. Dieses Geschenk,
sowie der ganze Brauch heißt ebenfalls Die Ostergerte ist das Symbol der
verjüngten und verjüngenden Frühlingsnatur und der mit ihr Geschlagene bleibt das
ganze Jahr gesund. Die kleinere Jugend geht mit einer kleinen, mit einem farbigen Bande
geschmückten porickürku in den Häusern herum, verschiedene Lieder singend, wie: Hock) ,
bock)- cko provocky, cksjte, puiri, vcheo! u. s. f. (Osterfest, Osterfest, gebt, o Hausfrau, Eier!)
Dafür bekommen sie von der Hausfrau Eier, Äpfel, Kuchen und Kreuzerstücke. Um die
Eier wird dann gespielt: Einer hält das Ei in der Hand mit der Spitze nach oben und
der Andere stoßt mit der Spitze seines Eies in das Ei des Gegners; wessen Ei dabei
zerbricht, der hat verloren, und der Gegner bekommt das Ei. Ehemals wurden die Eier
auf einer schiefen Fläche heruntergewälzt; wessen Ei am weitesten hinunterrollte, der hatte
gewonnen.
Am Osterdienstag müssen sich die Burschen von den Mädchen das Schmack
ostern gefallen lassen.
Das Aprilschicken (1. April) ist ein allgemein verbreiteter Brauch (mau schickt
zum Beispiel Jemanden in die Apotheke um Mückenfett und dergleichen).
Am Georgitag (24. April) „öffnet sich die Erde" und es kriechen heraus die
Frösche, Schlangen und Skorpione, welche von nun an giftig sind.
In der Walpurgisnacht (30. April) werden die „Hexen gebrannt". Zu diesem
Behufe werden das ganze Jahr hindurch alte Besen gesammelt, in Theer oder Wagen
schmiere getaucht und an einem sicheren Orte aufbewahrt. In der Nacht vor dem 1. Mai
werden sie auf Anhöhen hinaufgeschafft, dort angezündet und unter dem Ausruf: „Die
Hexen fliegen!" in die Höhe geschleudert. Auch zündet man Holzhaufen an, über welche
die Burschen mit den Mädchen springen. Inzwischen knallen die Knechte mit ihren
Peitschen überall im Dorfe herum, um die Hexen auszutreiben. Vor die Stallthüren
legt man dichte Rasenstücke, um den Hexen den Zutritt zu verwehren, denn die Hexe
könnte nur dann zum Vieh gelangen, wenn sie die sämmtlichen Grashalme im Rasen
zusammenzählt.
In derselben Nacht werden noch vor Tagesanbruch die Maibäume (inüjo)
aufgestellt. Die Dorfjungen gehen heimlich in den Wald hinaus, wo sich Jeder eine
schlanke Tanne oder Birke aussucht, dieselbe abschneidet und bis zum Gipfel abschält
und sie dann unvermerkt vor das Fenster oder auf dem Hof seiner Auserwählten auf
stellt. Auch auf dem Dorfplatze wird ein großer gemeinschaftlicher Maibaum aufgestellt,