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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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Aussig-Leitmeritz bis Tetschen eine oder mehrere Zillen und Frachtkähne, auf welchen er 
eigenes und auch von Nachbarn und Anderen zusammengekauftes Getreide je nach den Ver 
hältnissen aus- und einführte, bis es ihm infolge des mächtigen Aufschwungs der modernen 
Massenverkehrsmittel ähnlich erging wie den Reischdorfer Getreidefuhrleuten zu Lande im 
Erzgebirge. Aus dieser Zeit hat sich auch noch die charakteristische Volksdichtung: „Der 
Tetschner Schiffmon" (im Tetschner Dialect) erhalten, das mit den Worten beginnt: 
Os ich vu drinten rufd'macht bi, 
Begehnt mer Nazens Jörche, 
Ar fröjte mich: Wu gittr hie? 
Ich söjte: Ais Deberche. 
Ich wejß a Scheffl a zahne Karn, 
Praismaß ich dort ze kriech'n, 
's is nei grob 's Beste, 's is a ka Schmarn, 
Ward's nende (nirgends) besser liech'n. 
Nun sind seit Zunahme der Elbeschisfahrt im größeren Stil immer zahlreicher die 
berufsmäßigen Elbeschiffleute hervorgetreten, die auf zahlreichen Dampfern, Schleppern, 
Zillen, Kähnen u. s. w. jährlich Riesenlasten von Getreide, Kohlen (aus dem mächtigen 
nordwestlichen Kohlenbecken), Holz, Bausteinen, Ziegeln, Obst, Gemüse u. s. w. zwischen 
Böhmen und Deutschland bis ans Meer hin befördern und den Deutschböhmen zu vielen 
anderen Eigenschaften auch noch den Ruf tüchtiger Wasserfahrer verschaffen. Auch unter 
den Obstgärtnern, -Hütern, -Händlern und Winzern trifft man allerlei typische Gestalten 
im Elbegebiete von Leitmeritz bis Tetschen an. 
Weiter nach Ost und Nordost vorrückend, gelangen wir zum Leipaer Gau „in die 
Leipe und Schlucke" (Leipa und Schluckenau); er bildet zugleich die Verbindung und eine 
Art Übergangscharakter zum Jsergebirge und Riesengebirge, vom Elbe-Niederlande zu den 
Grenzbezirken und zur Hohen-Elbe mit dem Elbe-Quellgebiet. Dieses in den südlicheren und 
südöstlicheren Theilen noch ziemlich fruchtbare und naturschöne Gebiet gliedert sich in der 
Volksart dem Nieder-Elbe-Gau derart an, daß die südlicheren Bewohner dieser Landschaft 
im Wesen zu dem Charakter des Elbe-Gau-Volksschlages Hinüberneigen, während die 
Mittel-, die Nord- und Ostbezirke, die allmälig rauher und weniger fruchtbar werden, den 
Typus der Grenzer, sowie auch manche ortseigene Sonderarten aufweisen. Im Rumburg- 
Warnsdorfer Landstrich nähern sich die Männer dem Gebirgsschlag; sie sind nicht 
mehr so beweglich, jedoch fester und stärker, die Mädchen rundgesichtig, frischer und 
kräftiger als im mittleren Flachland. Die natürliche Gliederung dieses Gesammtgebietes, 
das zahlreiche einzelne Berge, selbständige Kegel und Kuppen besitzt, begünstigt, ja bedingt 
eine gewisse größere Individualität in den Erscheinungen des Volkswesens. Hier hat sich 
auch seit langem ein verhältnißmäßig reiches Städteleben (meist auf industrieller Grund 
lage) entwickelt. Von Dauba und Hirschberg an bis hinauf zur Nordgrenze nach Rumburg 
und Schluckenau finden wir Stadt um Stadt (Böhmisch-Leipa, Haida, Zwickau, Sandau, 
Bensen, Böhmisch-Kamnitz, Kreibitz, Georgenthal, Schönlinde, Warnsdorf u. s. w.),
	        
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