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Allgemein geübt ist seit jeher in Deutschböhmen am Andreasabend das Schuhwerfen
und Bleigießen, wobei am Saume des Erzgebirges, im Komotauer Bezirk, der Spruch in
Übung ist: „Schüchel aus, Schüchel ein, wo werd' ich nächstes Jahr wohl sein?" Der
Hauptbrauch in den Bauernsiedlungen ist jedoch seit langem das „Loosen-", „Horchen-"
und „Anklopfen"-Gehen, um zu erfahren, ob Glück oder Unglück bevorstehe, Hochzeit,
Wanderschaft oder Tod, Frucht oder Unfrucht.
In den letzten Jahreswochen untertags, besonders aber abends gehen die „Zembern"
um. (Der Name ist von „Zimber", „Zimberich" abzuleiten, furchteinflößender, gewalt-
thätiger Mann.) Der Zember, im gesummten Egerlande, Erzgebirge und in den
Elbegebieten auch „Rupprich", „Rupprecht" (nach dem Knecht Rupprecht des Bischofs
Nikolaus so genannt) erscheint im Zottelpelz, mitunter auch als „Bar" oder „schwarzer
Mann" mit klirrenden Ketten und großem Schnappsack, öfter auch in Begleitung
des frommen Nikolaus in den Höfen und Stuben, straft oder belohnt die Kinder und
mahnt sie, folgsam zu sein, damit das „Born-Kinl" (Christkind) nach seinem Bericht recht
viel beschere. Mancher Zember neckt und schreckt auch gern seine Herzliebste oder jene,
die es nächstens werden soll, und so gibt das Zembern für alle Theile viel dramatisches
Leben in den Bauernstuben. Im Erzgebirge (Eisenberg) begleitet öfter auch St. Petrus
den „Rupprich". In Reichenberg und Gebiet kommt der gute Nikolaus schon am Andreas-
abeud, füllt den Kindern die vor das Fenster gehängten Strümpfe mit Äpfeln, Nüssen
und beschert ihnen den „Andreaskranz". (Kommt ortsweise auch im Saazergau vor.)
Bemerkenswerth ist es, daß in dem mehr abgeschlossenen „Braunauer"-Ländchen (Ost
böhmen) au Stelle des Rupprich die sogenannte „böse Braut" umgeht (die altgermanische
Frau Berchta). Weihuachts- und Krippenspiele waren in ganz Deutschböhmen stets in
Übung und sehr gepflegt. Diese Weihnachtsspiele wurden in den einfacheren Formen
als Haus- und Familienspiele und höchstens mit Beiziehung der Nachbarschaft auf
geführt. In den Grenzgebieten Nordböhmens (bei Warnsdorf, Rumburg, Schluckenau)
vereinigen sich Kinder von 10 bis 14 Jahren zu kleinen von Haus zu Haus wandernden
Christspieltrupps, in welchen der heilige Christ, Nikolaus, Petrus, ein Engel und der
Knecht Rupprecht vertreten sein müssen, der gewöhnlich auf den Ruf: „Rupperus, Rupperus
komm herein", mit absichtlichem Stolpern zur Thüre hereinfällt. Dieser Brauch erstreckt
sich auch über Leipa. In der Regel wurden die Christspiele seit jeher von Erwachsenen
aufgeführt, die auch planmäßige Wanderschaften (Gastspiele) unternahmen und dabei
allerlei Gaben einsammelten, so daß das Christspiel für ärmere Leute auch zu einem Neben
erwerb wurde.
Am weitesten entwickelten sich die Weihnachtsspiele, wo in bestimmten Häusern
gewissermaßen stehende Bühnen dafür eingerichtet wurden, wie dies einst in den