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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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sie suchen dabei klugerweise solche Gegenden auf, wo sie bereits angesiedelte Landsleute 
finden, die dann für die erste Zeit Schutz und Halt bieten. Von Bedeutung, insbesondere für 
den nördlichen Theil des Böhmerwaldes, war früher der Handel mit Bettfedern. Massen 
dieser Federn neben den im Lande selbst gewonnenen wurden aus Ungarn, Mähren und 
Galizien bezogen, im Böhmerwalde aufgelagert und von kleinen Händlern und Hausirern 
nach den deutschen Ländern, nach der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, sogar nach 
Schweden vertrieben. Diese Geschästswanderungen brachten nicht nur pecuniüre Vortheile, 
sie hatten auch werthvolle Kenntniß des Auslandes zur Folge, und manches Hauswesen 
verdankte der Kenntniß des Auslandes eine bessere Führung der Geschäfte. In den 
Gegenden, wo der Federnhandel blühte, gewann auch die Volkssitte einen hübschen Brauch 
an Winterabenden durch das Federnschleißen, bei welchem gesungen, Märchen erzählt und 
wie in Spinnstuben allerlei Ergötzlichkeiten getrieben wurden. Lassen große Herrschafts 
besitzer berühmte Ökonomen kommen, um durch sie Verbesserungen im Landbau und in der 
Viehzucht einzuführen, so passen die Bauern wohl auf, bezahlen durch Sammlungen den 
fremden Rathgeber selbst für einige Zeit, um die Verbesserungen auch auf ihren Gründen 
einzuführen. Doch gilt dies nur auf dem Gebiete des nördlichen und mittleren Böhmer 
waldes, wo der Bauer als freier und größerer Eigenthümer auch über reichlichere 
Mittel verfügt. 
Gelten diese Charaktereigenthümlichkeiten vom Volke des Böhmerwaldes überhaupt, 
so müssen doch zwei Volkstypen hervorgehoben werden, welche neben der heimischen Eigenart 
noch ihr besonderes Gepräge nach Leibes- und Geistesanlagen zeigen: die Bewohner des 
Städtchens Wallern und dessen Umgebung, sowie die Bewohner des Gebietes der soge 
nannten Freibauern. — Die (klinischen, d. i. königlichen) Freibauern, das Gebiet zwischen 
Jnnergefild im Süden und Neuern im Norden bewohnend, stammen von deutschen 
Colonisten, welche als Beschützer der Grenze des Böhmerwaldes angesiedelt und mit vielen 
Rechten und Vorrechten ausgestattet wurden. Sie hatten auf ihrem Gebiete acht Frei 
gerichte, wählten ihre Beisitzer selbst und ihr Oberrichter leitete alle sie betreffenden 
Rechtsangelegenheiten, wie das Steuer- und Conscriptionswesen. Aus dieser Colonie 
erwuchs ein stolzes Volk von Bauern, das in deutscher Treue am Hergebrachten festhült 
und ein festes Standesbewußtsein hochhält. Mit diesen „Königsbauern" haben die 
sogenannten „Wallinger", die Bewohner des an derStraße vonKnschwarda nach Prachatitz 
gelegenen Städtchens „Wallern" die ausgeprägte Charakterfestigkeit und den Hochsinn für 
Unabhängigkeit gemein. Auch diese Wackeren entstammen, wie man vermuthet, einer Colonie, 
und zwar einer Einwanderung von Schweizern; aber diese Annahme ist so wenig nach 
zuweisen als die ganz unstichhaltige Behauptung, daß die Wallinger einer — römischen 
Colonie entstanlmen, weil man unter ihnen sogenannte römische Köpfe mit schwarzem Haar,
	        
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