569
schwarze Binde um den Hut hing rückwärts mit den zwei Enden, die mit Goldfransen
verziert waren, über den Hutrand in den Nacken hinab. Ging der Landmann in die Kirche
oder zum Amt, so trug er einen bis an die Knöchel reichenden Tuchrock mit Stehkragen
(im Winter einen schweren Mantel mit zwei den Rücken warmhaltenden Überkragen).
Sieht man von der ledernen Kniehose und dem Leibgurt ab, so findet sich der übrige Theil
der Tracht, mit wenigen Änderungen, gegenwärtig noch vor, nur statt der kurzen Leder
hose wird die bis an die Absätze reichende Tuchhose getragen. Der Hut eines Bräutigams
wurde — und wird es zum Theile noch — mit einem Rosmarinstrauß geschmückt, dessen
Zweige von schimmerndem Zitterdraht, kleinen Vogelgestalten, Goldblättchen und niedlichen
Kunstblümchen überreich verziert sind.
Ein Blockhaus aus dem Freibauerngebiet (im Klinischen).
Wie die Männertracht, so hat auch die weibliche Volkstracht in neuerer Zeit manche
Veränderung erlitten. Das schwarze oder dunkelrothe Kopftuch wird heute noch, wie früher,
getragen; es ist im Nacken in einen leichten Knoten geschlungen, dessen zwei Enden über
den Rücken fallen; an den Schläfen blickt etwas Kraushaar oder ein kleiner Theil der
glattgekämmten Haare hervor. Den Hals schmückt an Sonntagen ein rothseidenes Tuch,
das nur lose geschlungen ist, und ein als frommer Schmuck dienendes vergoldetes kleines
Crucifix sehen läßt. Die Tuchjacke der Mädchen und Weiber reicht nicht ganz bis an die
Hüfte und ist an der Brust nur wenig ausgeschnitten, dagegen das darunter befindliche
Mieder der Mädchen weit ausgeschnitten ist, gar nur bis an den halben Rücken reicht und
an den Rändern und nach den Ausläufen der Nähte reich mit Goldborten verziert wird.
Der Rock (Kittel) war früher nur kurz, bis unter die Wade reichend, und wurde aus
farbigem Garn hergestellt, jetzt reicht er bis an die Fersen und ist nach städtischem
Muster meist aus gedrucktem Kattun verfertigt. Als der Rock noch kurz gehalten wurde,