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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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seit 1545 als Pastor bis zu seinem Tode. Er ist in erster Linie Prediger und seine 
Predigten gehören zu den besten der Zeit. Eine „bewunderungswürdige und beinahe gött 
liche Beredsamkeit" wird ihm nachgerühmt. Mehrere Sammlungen von Predigten von 
ihm sind in Druck erschienen und ost gedruckt worden. Am berühmtesten ist darunter seine 
„Sarepta oder Bergpostill, darin von allerley Bergwerk und Metallen, was ihr Eigen 
schaft und Natur und wie sie zu nutz und gut gemacht, guter bericht gegeben" (1562). Als 
Anhang zu den 16 Predigten, die da vereinigt sind, ist eine Chronik von Joachimsthal 
beigegeben. Weniger gelehrt als diese „Bergpredigten" — er selbst nennt sich einen geist 
lichen Bergmann —, aber noch trefflicher sind wohl seine „Leichpredigten" (1559), deren 
dritter Theil seinen Kindern gewidmet ist, die die Mutter durch den Tod verloren hatten. 
Er predigte auch über das Leben Luthers und dichtete einzelne schöne geistliche Lieder. 
Am bekanntesten ist sein Morgenlied: „Aus meines Herzens Grunde sag ich Dir Lob und 
Dank", das Gustav Adolf so wohl gefiel, daß er es alle Morgen betete. 
Der Nachfolger von Mathesius als Pfarrer in Joachimsthal, Kaspar Franck, 
dichtete ebenfalls geistliche Lieder, ebenso Christof Hosman in Elbogen, Georg Spindler, 
Pfarrer in Schlackenwerth; von Martin Berthold ist wenigstens ein „Hausliedlein" 
erhalten. Auch eine Dichterin, Katharina Juncker, wäre zu nennen, und ein katholischer 
Liederdichter trat gleich mit einer ganzen Sammlung hervor: Christoph Hecyrus, sonst 
Schw eher, dessen „Christliche Gebet und Gesang auf die heilige Zeit und Feiertage über 
das ganze Jahr" 1581 erschienen. Hecyrus nennt sich „Pastor der katholischen Pfarrkirchen 
der königlichen Stadt Kaaden", vorher war er mehr als 30 Jahre in Budweis, zuerst als 
Vorsteher der lateinischen Schule, dann als Stadtschreiber, zuletzt als Priester. — Jörg 
Brentel von Elbogen kann am füglichsten als Meistersinger bezeichnet werden. Unter 
anderem sind von ihm 1547 zwei Gedichte in „Frauenlobs spätem Ton" gedruckt worden. 
Nikolaus Herman hat zu einigen seiner Lieder auch die Melodien gesetzt, wie 
denn Mathesius von ihm rühmt, er sei „ein guter Musikus" gewesen, „der viel gute 
Choral und deutsche Lieder gemacht". Auch in solcher Kunst war er nicht allein thätig. 
Auch andere Männer wären zu nennen, die die Lieder in Musik setzten oder vier- oder 
mehrstimmig einrichteten und Sammlungen derselben veranstalteten, wie Jobst von Brand, 
Jakob Regnart, Clemens Stephani von Buchau u. A. Letzterer war vielseitig literarisch 
thätig. So hat er auch die „erschreckliche Wassernoth" von 1582 in Reimen besungen. 
Es mag damit auf diese im XVI. Jahrhundert auch in Böhmen vielfach verwendete Form 
der Berichte über allerlei merkwürdige Vorkommnisse wenigstens hingewiesen sein. Das 
werthvollste unter den erzählenden Gedichten ist die scherzhafte mythologisch-allegorische 
Verherrlichung des Podagra's durch „Herrn Georgen Fleißner, Schönbergischen 
Hauptmann zu Schlackenwerth" (1594).
	        
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