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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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ebenfalls Sterne der Wiener Bühne, der Bassist Hansen und Andere, deren Namen mit 
goldenen Lettern in der Theatergeschichte eingetragen sind. Als die politischen Verhältnisse 
in den Jahren 1810 bis 1814 Prag gewissermaßen zu einem Stelldichein der politischen 
Welt machten, stand sein Theater im Mittelpunkt der künstlerischen Ereignisse. Varnhagen 
von Ense, Gentz und seine Freundin Rahel, Zacharias Werner, Clemens Brentano, 
Ludwig Robert und Ludwig Tieck waren häufige Gäste in Liebichs Hause, wo der Aristokrat 
und Diplomat zwanglos mit dem Schriftsteller und Künstler verkehrte. Ludwig Tieck 
stand der Prager Bühne als begeisterter Kritiker zur Seite und rühmte sie offen als 
„das beste deutsche Theater". Die Leitung der Oper legte Liebich nach dem Abgang 
des Kapellmeisters und fruchtbaren Komponisten Wenzel Müller (1813) in die Hände 
keines Geringeren als Karl Maria von Weber, welcher am 1. April 1813 die 
Reorganisation der Prager Oper in Angriff nahm und ein eigenes strenges Reglement 
für alle Mitglieder derselben entwarf. Die von dem „Operndirector und ständischen 
Kapellmeister C. M. von Weber" geleiteten Prager Aufführungen von „Don Juan", 
„Titus", „Fidelio" waren mustergiltig; Meyerbeer führte er ein und seine Gemalin, die 
Sängerin Karoline Brandt, entdeckte er in seinem Prager Engagement. Am 7. October 
1816 schied Weber nach nicht mehr als dreijähriger, aber erfolgreicher Thätigkeit von 
Prag, am 4. December 1816 starb Liebich, mit ihm endete das goldene Zeitalter des 
Prager Theaters. 
Auf ansehnlicher künstlerischer Höhe hielt sich übrigens die Prager Bühne trotz 
mancher Schwankungen auch unter den folgenden Bühnenleitern bis ans die heutige Zeit. 
Wir sehen nach einigen Jahren des Frauenregiments der Witwe Liebich einen nachmals 
in Wien bewährten Director, Franz von Holbein, an der Spitze des Prager Theaters 
(1820 bis 1824), unter welchem Karl Seydelmanns (geboren 1793) Genie sich zuerst 
entfaltete und der Stern der großen Sängerin Henriette Sontag ebenfalls in Prag, wo 
sie schon als Theaterkind entdeckt worden war, herrlich erstrahlte. 
Auch Katharina Comet-Podhorsky, Therese Peche (nachmals eine Zierde der 
Wiener Burg), Fortunata Franchetti, der berühmte Tenor Sebastian Binder und der 
Bassist Franz Hauser, später durch viele Jahre Director des Münchener Conservatoriums, 
sind von der Prager Oper Holbeins ausgegangen, dessen Direktion 1824 endete. Unter 
seinen Nachfolgern, den Directions-Triumvirn Kainz, Polawsky und Stepanek, 
wurde in Prag die geniale Jenny Lutzer (geboren 4. März 1816 zu Prag, erstes -Vebut 
in Prag 12. Mai 1832) flügge; 1837 ging auch sie in das Kunst-Eldorado Wien ein, 
wo sie als Gemalin Dingelstedts am 3. October 1877 ihr Leben beschloß. Ein Bühnen 
leiter von Liebich'scher Popularität, Johann August Stöger, rocts Althaller, dessen 
Name auch von der Wiener Theatergeschichte unzertrennlich ist, belebte in vieljähngein
	        
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