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blieben auch die Augustinereremiten, deren Hauptkirche zu St. Thomas in Prag noch die
alte langgestreckte und hohe Presbyteriumsanlage des 1315 und 1379 geweihten, später
allerdings stark umgestalteten Baues erkennen läßt.
Während die erhaltenen Denkmale des Bettelmönchsbaues die ausschließliche Ver
wendung der immer fortschreitenden Gothik darthun, in welcher bei der steten innigen
Beziehung dieser Orden zu Laienkreisen ein für die Geltendmachung des neuen Stil
gedankens ungemein förderliches Moment lag, drängten sich bei der Propsteikirche zu Pölitz
an der Mettau, einem Benedictinerbaue, an die ganz im gothischen Geiste gehaltene Con-
strnction noch Nachklünge der Übergangszeit. Der Spitzbogen wurde in den Langhans-
arkaden und im Portal allein verwendet, die Kreuzwölbung der Seitenschiffe wie in
Goldenkron ans Consvlen gestellt, während die Rippenansätze im Presbyterium durch
Blendschilde auf den einfachen Capitälen der Wandsäulen maskirt sind. Die Profilirung
der Rippen hielt sich noch an die Übergangsformen und kennt nicht die der Birnform zu
strebende Gestaltung des Rundstabes, deren Herausbildung in den Bettelmönchsbauten
sehr gut zu verfolgen ist. Das Laubwerk der Portalsüulencapitäle durchdrang glücklich die
der Frühgothik eigene Neigung zu naturtreuer Behandlung heimischer Pslanzenformen.
Inwieweit die Steinmetzmeister Peter und Nikolaus, denen Abt Bawor 1306 die Auf
führung der Mauern um die Politzer Niederlassung für 70 Mark Groschen vertragsmäßig
überließ, auf die heutige Gestalt der damals auch theilweise umgeänderten, wohl schon
unter Premysl Ottokar II. ansgeführten Kirche Einfluß nahmen, ist nicht mehr sicher zu
erweisen.
Eine ungemein hervorragende Leistung der Frühgothik ist die seit 1789 gesperrte,
heute nach Einziehung hölzerner Fußböden in mehrere Stockwerke getheilte und als
Getreidespeicher, Wagenremise und Rumpelkammer verwendete Katharinakirche auf
dem Marktplatz in Komotau. Schon als vollständiger Hausteinbau sich bautechnisch von
anderen gleichzeitigen Werken abhebend, besitzt dieses von den deutschen Ordensrittern
aufgeführte Denkmal in seinen prächtig sculpirten Schlußsteinen und trefflich gearbeiteten
Capitälen, in der sorgfältigen Profilirung der straffgezogenen Rippen, in dem Besetzen
der Fensterleibungen mit den durch schöne Arbeit des Capitäls fesselnden Säulchen, in
dem nachweisbaren Kreuzblumenaufsatz der zierlich gedeckten Strebepfeiler an deni aus
fünf Seiten des Achtecks gezogenen Chorschluß Details von hoher Schönheit und Voll
endung, die dem im Prager Agueskloster Gebotenen zweifellos an die Seite gestellt werden
dürfen, ja dasselbe in der Folgerichtigkeit der die äußere Erscheinung beeinflussenden
Entwicklung des gothischen Gedankens übertreffen. Weniger zahlreiche und zugleich
wichtige Aufschlüsse vermittelnde Einzelheiten zeigt der frühgothische Kreuzgang in
Strakonitz, dessen Kreuzgewölbe sich von Consvlen entwickeln, während an den Ecken