242
des von ihm selbst geführten Prager Dombaues und betonte durch den in die Mittellinie
der Anlage gestellten Chorschlußpfeiler eine sonst bei den gothischen Bauten Böhmens
nicht zu oft vorhandene Eigentümlichkeit, von deren Anwendung auf den Erbauer oder
wenigstens sicher auf die ihn bestimmende Schule geschlossen werden kann.
Während beim Chorbau der Koliner Bartholomäuskirche ein neues, bis dahin für
den Bau der Stadtkirchen Böhmens unbekanntes System eingeführt worden war, blieb
man bei der nicht viel früher begonnenen Pfarrkirche zu Nimburg, deren Neuaufführung
nach dem Brande von 1343 nöthig wurde, dem sonst üblichen Typus der Pfarrkirche treu.
Wieder schließt sich an das zweijochige Presbyterium mit dem aus fünf Achtecksseiten
gezogenen Chore, dessen Vortreten durch die an beiden Seiten angefügten Zubauten
beeinträchtigt erscheint, ein dreischiffiges Langhaus in Basilica-Anordnung; die Westfa^ade
flankiren zwei Thürme, von denen nur der südliche ausgebaut ist, während über dem
spitzbogigen Hauptportal ein mehrfeldriges Maßwerkfenster eingestellt und der abgetreppte
Giebel mit Spitzbogenblenden decorirt wurde. Die Fa^adenstrebepfeiler markiren die
Langhauseintheilung. Technisch ist die Nimburger Pfarrkirche noch besonders als der
bedeutendste Ziegelbau beachtenswerth, den es neben derKöniggrätzer Heiligengeistkirche gibt.
Von dem landläufigen Typus der Pfarrkirche ging man bei der Decanalkirche in
Klattau ab, welche durch Einschaltung eines zweischiffigen Querhauses die Kreuzanlage
betont und in dem älteren östlichen Theile reinere Maßwerk- und Wölbungsformen als in
dem spätgothischen Westtheile besitzt. Chorschluß und Querhaus machen mit ihren schlanken
und hohen Verhältnissen einen sehr ansprechenden Eindruck.
Die Bauten der großen Orden waren in dieser Periode zumeist abgeschlossen; nur
in der Landeshauptstadt erstanden einige neue Benedictinerklöster, über deren Anlage das
schon erwähnte Emaus ausreichend Aufschluß gibt. Die Cistercienseranlagen mehrten sich
nur durch Skalitz, eine 1357 durch den Mindener Bischof Dietrich von Kugelweit gegründete
Filiation von Sedlec, die beim Ausbruch der Husitenkriege noch nicht ganz vollendet
war; wenige Überreste zeigen von der Trefflichkeit der Arbeit, an welcher auch der
besonders als Kirchenerbauer bekannte Prager Meister Markwart Antheil hatte. Einen ganz
besonders starken Zuwachs erhielten die seit der Einführung in die Raudnitzer Canonie
offenbar rasch beliebt gewordenen Augustiner-Chorherren. Karl IV. berief sie nach dem schon
genannten Karlshofe in Prag; Erzbischof Ernst von Pardubitz nach Jaromer, Rokytzan
und dem freigewordenen Sadska; der Bischof Peter Jelito von Leitomischl nach Landskron
und der fromme Sinn der Herren Ulrich, Jodok, Peter und Johann von Rosenberg nach
Wittingau. Für die Augustinereremiten erstanden die Niederlassungen in Weißwasser,
Schüttenhosen, Leitomischl und Roeov, für die Carmeliter die von Karl IV. gestifteten
Ordenshäuser in Prag und Tachau, für die Karthäuser, die unter König Johann in