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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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Bau des Nationaltheaters hat IosefS chulz (geboren in Prag im Jahre 1840) durch dessen 
Ausgestaltung nach dem verhängnißvollen Brande Antheil und in neuester Zeit ist ein 
neues Werk desselben Meisters, der dritte monumentale Ban des neueren Prags, das 
Landesmusenm, welches einen großartigen Abschluß des Wenzelsplatzes bildet, zur 
Vollendung gediehen. Allen diesen Bauten, in welchen der künstlerische Aufschwung Prags 
neuester Zeit zur höchsten Entfaltung gelangt ist, hat die edelste Renaissance ihre Formen 
verliehen. Auch verschiedene Nutzbaren und Zinshäuser in Prag und in vielen Landstädten 
schließen sich der Renaissancerichtnng an, wie die Schöpfungen des unlängst verstorbenen 
Achill Wolf, unter welchen der Ban der böhmischen Hypothekenbank zu erwähnen ist, und 
jene Anton Wiehls, welcher durch das Anlehnen an die Bauwerke der böhmischen 
Renaissance seinen Bauten eine locale Färbung und malerischen Reiz zu verleihen versteht. 
Die Kunstthätigkeit der jüngeren rührigen Generation erstreckt sich auf ganz Böhmen 
und ans alle Gebiete der Architektur und des Kunstgewerbes. Ein ziemlich vollständiges 
Bild des künstlerischen Schaffens ans diesem Gebiete bot die Kunstausstellung der Landes- 
Jnbilänmsausstellung des Jahres 1891, in welcher sich auch jene eingefunden haben, denen 
es, wie Franz Schmoranzjunior, I. Hlävka, nicht beschiedcn war, bedeutende Baudenkmale 
auf heimatlichem Boden hervorzubringcn. Auch in anderen Abtheilungen konnte man das 
Walten des Architekten verfolgen und schon die von Wiehl und Münzbergcr entworfenen 
Ausstellnngsbauten, die zahlreichen Pavillons boten an und für sich ein anziehendes Bild 
des regen Schaffens der Gegenwart. 
Burgen, Schlösser und Vesten. 
Die ursprüngliche Anlage und fortschreitende Entwicklung der böhmischen Burgen 
hing enge zusammen mit der seit Jahrhunderten tüchtigen und von den Nachbarn nicht 
selten bewunderten Wehrkraft des Landes. Die alten Böhmen waren ein wehrhaftes, 
tapferes und Physisch tüchtiges Geschlecht, das sich seinen Staat im Verlaufe des IX. und 
X. Jahrhunderts aufgebant hatte und seitdem dessen Selbständigkeit mit Erfolg behauptete. 
Ein wesentliches Hilfsmittel dabei war die eigenartige Gestaltung des Landes: der dichte, 
dasselbe auf allen Seiten umringende Grenzwald und die mannigfachen Höhen und Berg 
kegel, welche von Natur aus zur Vertheidignng wie geschaffen waren. Aber je mehr die 
Bevölkerung im Innern wuchs, je mehr die steigenden Bedürfnisse des Staatshaushaltes 
größere Einnahmen und deshalb die Zuziehung fremder Colonisten forderten und 
schließlich der Adel in dieser Beziehung dem Beispiel der Herrscher nachfolgte, umsomehr 
lichteten sich nicht nur die bisher schützenden Wälder des Innern, sondern auch der früher 
gesetzlich geschützte und gehegte Grenzwald. Die anfangs primitiven Vertheidigungsmittel
	        
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