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einzuwirken, indem er jenes Actienunternehmen, welches schon im vierten Jahre seines
Bestandes aus Mangel an Theilnahme erlosch, gleich nach seinem Eintritt in die Gesellschaft
patriotischer Kunstfreunde, im Jahre 1837, nach den von ihm vertretenen, noch jetzt
geltenden Grundsätzen in den „Kunstverein für Böhmen" umgestaltete, dessen
Geschäftsleitung ihm übertragen wurde. Als Leiter des „Kunstvcreines für Böhmen" war
Thun bemüht, auch auswärtige Künstler zu bewegen, die von nun an regelmäßig zu Ostern
beginnenden Prager Kunstausstellungen des Kunstvereines zu beschicken, was jedoch nur
dann zu erreichen war, wenn dieselben Aussicht hatten, ihre Werke in Prag zu verkaufen.
Es wurde daher in den von Thun verfaßten Statuten der Ankauf von Kunstwerken zur
Verlosung grundsätzlich auch auf jene der auswärtigen Künstler ausgedehnt. Die wichtigste
Bestimmung in den Satzungen dieses neuen Kunstvereines war aber, daß ein Fünftel von
dem jährlich eingezahlten Actieneapital zur Gründung des „Fonds zur Veranlassung
öffentlicher Kunstwerke" verwendet werden sollte, der mit der Zeit eine ansehnliche
Höhe erreichte. Ans den Mitteln desselben wurden seit 1847 die Wandmalereien im
Ferdinand'schen Lustschlosse Belvedere, dann jene in der St. Raphaels-Kapelle des
Klar'schen Blindeninstitutes, in der großen Apsis der Karoliuenthaler Kirche und in der
St. Anna-Kapelle der Prager Domkirche, sowie auch das Prager Radetzky-Monument
ausgeführt, endlich seit 1882 die Gemäldegalerie der Gesellschaft patriotischer Kunst
freunde durch Ankauf von Kunstwerken alter und moderner Meister vermehrt.
Erst mit der Gründung des „Knnstvereines für Böhmen" beginnt — später als in
den nachbarlichen Ländern — der von bestem Erfolge gekrönte Wetteifer der Prager
Künstler, mit den unter günstigeren Verhältnissen schaffenden Kunstgenossen anderer großer
Kunststädte gleicheil Schritt zu halten. Das Resultat der ersten unter der Geschäftsleitung
des Grafen Thun nach seinen Grundsätzen durchgeführten Kunstausstellung war ein so
günstiges, daß aus dem Reinerträgnisse derselben dem Bildhauer Emanuel Max, welcher
als erster Stipendist der Klar'schen Künstlerstiftnng im Mai 1839 seine Römer-Reise
antrat, 600 Gulden Conventions-Münze gewidmet werden konnten.
Mit dem Eintreten des Grafen Franz Thun in das öffentliche Kunstleben beginnt
eine neue Periode, die Glanzzeit in der neueren Geschichte der bildenden Künste in Böhmen.
Im Allgemeinen waren die Verhältnisse damals schon günstiger als zu Anfang des Jahr
hunderts. Hofrath M. Dr. Josef Hoser, Leibarzt Erzherzog Karls, ein geborener Böhme,
übersiedelte mit seiner kostbaren, etwa 300 Gemälde zählenden Sammlung, welche vordem
in Wien Künstlern und Kunstfreunden zugänglich war, im Jahre 1844 nach Prag, innige
Liebe zu seinem Geburtsland vermochte den edlen Mann, noch bei Lebzeiten sich von
seinem Schatz, welchen er vierzig Jahre lang mit feinen: Verständniß und großen Opfern
gesammelt hatte, zu trennen, um ihn zu einem „nützlichen Gemeingut der Natwn" zu machen.