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den wenigen böhmischen Malern, welche Thierstücke gemalt haben. Ferdinand Lanfberger,
durch seine Studien während seines längeren Aufenthaltes in Italien dazu angeregt,
widmete sich, nach Wien zurückgekehrt, der Monumental-Malerei, worin er Vorzügliches
leistete. In seiner Stellung als Professor an der Kunstgewerbeschule des österreichischen
Museums in Wien hatte er einen hervorragenden Antheil an dem Verdienste dieser
Anstalt um die Hebung der Kunstindustrie in Wien und Österreich.
Jaroslav Cermak, einer der bekanntesten und vorzüglichsten böhmischen Maler
(geboren 1831 zu Prag, gestorben 1878 zu Paris), kann wohl nicht mehr als Schüler
Christian Rubens angesehen werden, obwohl er unter dessen Leitung an der Prager
Akademie studirte, und obgleich sein erstes Bild, welches er daselbst gemalt und 1849 in
Prag ausgestellt hat, „Marius auf den Trümmern von Carthago" sich durch nichts von
den Arbeiten seiner damaligen College» unterschied; denn er war der Erste, welcher sich
dem damals in Prag unter Rüben und Haushofer allein herrschenden Münchener Einfluß
entzog, indem er bald nach Antwerpen übersiedelte, um daselbst in die unter dem Direetor
Gustav Wappers stehende Akademie und dann bei Louis Gallait als Schüler einzutreten.
Schon die ersten Bilder, welche Jaroslav Cermak von Antwerpen aus in Prag
ausstellte, „Simon Lomnickh von Budec auf der Prager Brücke", jetzt in der Gallerie
des Grasen Czernin in Wien, und „Nach der Schlacht auf dem Weißen Berge", im Besitz
der Frau Zang in Wien, überraschten die Prager Künstler und Kunstfreunde durch das
Neuartige und namentlich durch die hohe technische Vollendung, welche Cermak in so
verhältnißmäßig kurzer Zeit in Belgien erworben hatte. Nach einigen Jahren übersiedelte
er von Antwerpen nach Paris, wo er sich ansässig machte und zu den bekanntesten Malern
zählte. Von Paris aus unternahm Cermak große Studienreisen nach der Herzegowina,
Bosnien und Montenegro, wo er sich längere Zeit am Hofe des Fürsten Danilo aufhielt.
Dem Volksleben der Montenegriner und ihrer ebenso kampf- und ranblnstigen Nachbarn
sind die meisten und die bedeutendsten seiner Gemälde entnommen, so die „Kriegsbeute"
(1868) in den königlichen Museen zu Brüssel, und „Verwundeter Montenegriner" (1873),
Eigenthum der südslavischen Akademie zu Agram. Eine groß angelegte Composition
„Gefangene Christenfrauen von Baschi-Bozuks bewacht", welche von der Gesellschaft
patriotischer Kunstfreunde für ihre Gemäldegallerie bestellt war, blieb leider infolge
seines Todes unvollendet. Amnuthig durch die Kinderschaar, welche vor dem Husiten-
führer Prokop um Gnade für die Belagerten bittend erscheint, ist das in Paris befindliche,
1875 gemalte Bild „Die Husiten vor Naumburg". Jaroslav Cermaks Ölgemälde
zeichnen sich durch glänzendes Colorit, durch meisterhafte Technik in Farbe und
Zeichnung aus. Nicht minder gilt dies auch von seinen mit außerordentlicher Vollendung
ausgesührten Aquarellen, von denen im Rudolphinum eine größere Anzahl ausgestellt ist.