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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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und die „Rekruten", welche in angeheitertem Zustande singend über den Grünmarkt 
zwischen den Standplätzen der Marktweiber ziehen, ein wahres Bild des Prager Straßen 
lebens. Es ist im Besitz des Baurathes Hlävka, dieses werkthätigen Förderers der Kunst 
in Böhmen. Ein nicht minder echtes Prager Bild ist Bartoneks „Streit im Hause" 
(Rudolphinnm), ein Streit um das Recht, die Wäsche im Hofe anfzuhängen, welcher von 
kampfgewohnten Inwohnerinnen ausgefvchtcn wird, wobei die herbeikommenden Nachbar 
leute ihre Schadenfreude nicht verhehlen können. Alexander Jakesch, welcher am 
Anfang seiner Künstlerlaufbahn seine Sujets der Legende der Heiligen („Tod der heiligen 
Theodosia"), und Josef Douba, der anfangs die Gegenstände seiner Darstellungen 
dem alten Testament entnahm („Abisag"), haben sich später ganz dem modernen Genre 
zngewendet, jener mit seinem „Eine alte Geschichte" (Rudolphinnm), dieser mit seiner 
„Andacht bei der Johannesstatue auf der Prager alten Karlsbrücke" und einer „Scene 
ans der Überschwemmung in Prag im September 1890", besonders aber durch seine 
„Plauderstunde" (in einem modernen Salon). 
Zn den jüngeren Genremalern, welche sich an der seit 1887 reorganisirten Prager 
Maler-Akademie durch gründliches Studium der Natur gebildet haben, gehören auch 
Jaroslav Spillar („Der erste Besuch der kleinen in der Stadt auferzogenen Enkelin 
bei ihrer im Dorfe lebenden Großmutter") und W. Jedlicka („Erinnerung an vergangene 
Tage des Ruhmes"), sowie ihre früheren Collcgen Wilhelm Trsek, Franz Slaby 
(„Am Mohnfeld", „Am Bach"), welche sich mit Vorliebe im Freien, ans dem Felde, im 
Hausgärtchen bewegen. 
Wie in Wien, so besteht auch in München eine Colonie böhmischer Künstler, 
welche die dortige Akademie besuchen oder besucht und sich dann dort dauernd nieder 
gelassen und einen zahlreiche Mitglieder zählenden Verein „Skreta" gegründet haben. 
Außer manchem schon früher Genannten sind in München ansässig Alfred Seifert, der 
auch als Genremaler mit seinem „Münchener Leben" (beim Salvatorbier) viel Beifall 
fand, und Jaroslav Vesin ans Vrana bei Schlau, der mit gesunder Realistik das Leben 
der slovakischen Landbevölkerung in Ober-Ungarn und ebenso die großen Jagden in Böhmen 
schildert. Zn ihnen gehört auch Franz Doubek aus Budweis und mancher andere. 
Ludwig Marold, der die Münchener Akademie etwa zwei Jahre besuchte, malte sein 
bedeutendstes Bild „Am Prager Eiermarkt" (Prager Gemäldegallerie) nach seiner 
Rückkehr an die Prager Akademie im Atelier des Professors Max Pirner. Seit einigen 
Jahren lebt er in Paris als vielbeschäftigter und geschätzter Illustrator moderner Romane. 
Zn diesen jüngeren Künstlern, welche ihre erste Vorbildung der Prager Akademie 
verdanken und dann ihrer weiteren Ausbildung wegen noch auswärtige Kunstschulen besucht 
haben, zählen Camill Stuchlik in München, welcher seine Genrebilder und seine in 
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