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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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Pastell ausgeführten Bildnisse mit feinem Geschmack behandelst und Josef Nolletschek 
in Weimar. Durch elegante Behandlung und angenehmes Colorit erinnert der 
aus Frauenberg gebürtige Rudolf Vacha in Paris an die gefällige Art Charles 
Chaplins. Auch Emanuel Nadherny in Paris bekundet in seinen Gemälden die 
vortreffliche Schule, die er bei Jules Lefebre, Benjamin konstant und L. Doucet 
genossen hat. Unter dem Einfluß der französischen Malerei steht auch Hermine Laukota, 
die außerdem zu den wenigen gehörst welche die Kunst des Radirens pflegen. 
Ein vielseitiger Maler in Bezug auf die Wahl der Gegenstände ist Wenzel Sochor 
in Paris, welcher die für die Neuzeit so charakteristische, von Paris ausgehende Freilicht- 
Malerei in hervorragender Weise vertritt. Nachdem er sich in seinen ersten Gemälden („Nach 
dem Bade", ein Mädchen in einem mit weißem Marmor verkleideten Baderaume) als 
feiner Colorist und durch seine Bildnisse, namentlich jenes des Colonel W. Daily als 
vorzüglicher Bildnißmaler bewährt hatte, trat er in derPariser Ausstellung 1889 mit einem 
umfangreichen Gemälde, dem „Frohnleichnamsfest in Böhmen" (im vollen Sonnenschein 
und mit zahlreichen Figuren in Lebensgröße) auf, welches er in seinem Geburtsorte 
Citolib gemalt hat, wo er für diesen Zweck ein entsprechend eingerichtetes großes Atelier 
bauen ließ. In seinem jüngsten Bild, welches in der Prager Kunstausstellung 1893 zu 
sehen war, malte So chor zwei Kühe in Lebensgröße, welche am Rande eines Getreide 
feldes von einem jungen Mädchen und ihrem Begleiter gehütet werden. 
Im Gegensatz zu den Malern der Neuzeit, welche die Wahrheit im vollen Licht 
und in: Hellen Sonnenschein suchen und dabei manchmal das Gegentheil von dem 
erreichen, was sie suchen, läßt Hans Schwaiger seiner Phantasie freies Spiel. Er ist 
der begabteste und berufenste Maler von Märchen und allerhand Teufelsspuk („Der 
Wassermauu", „Die Höhle von Steenfoll"), den er in launiger Weise behandelt. Von 
der höchsten Solidität sind seine in Aquarell ausgeführten Architekturen aus belgischen 
und holländischen Städten. 
Am Anfang der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts gab es in Prag verhältniß- 
müßig wenig Porträtmaler; außer dem schon erwähnten Alexander Clarot aus Wien, 
der in Prag bis an sein Lebensende blieb, war Johann Brandeis (gestorben 1872) 
der gesuchteste, von den vornehmen Kreisen bevorzugte Bildnißmaler; auch Franz 
Wiehl (gestorben 1871), Anton Hölperl und Swatawa Jirecek malten gute 
Porträts. Neben diesen waren noch einige Künstler beliebt, welche kleine Porträts in 
Aquarell ausführten. Eduard Engerth verstand es, durch die vortrefflichen Porträts, 
die er während seiner Wirksamkeit als Director der Prager Akademie malte, das Interesse 
für diesen in Prag wenig gepflegten Kunstzweig neu zu beleben. Einer seiner ehemaligen 
Schüler, Franz Zentsek, ist gegenwärtig der bedeutendste Bildnißmaler in Prag.
	        
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