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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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und vollständig erhalten ist die Monstranz von Malest!), welche aus den: vom Jahre 1503 
herrührenden Nachlaß der Anna Sesranek von Poutnvv, einer Pilsener Bürgerin, her 
gestellt wurde. Neben den Monstranzen gehören in die Zeit der Jagellvnen auch zahlreiche 
Kelche, bei denen ebenfalls die gothische Form noch lange in das XVI. Jahrhundert 
hinein erhalten bleibt. Noch in der ersten Hälfte des XVIl. Jahrhunderts haben die 
Kirchengesäße hier und da Formen des gothischen Stils, welcher überhaupt in Böhmen 
das Gebiet der kirchlichen Kunst am spätesten verläßt. 
Mit Ausnahme der Kirchengefäße hat sich von heimischen Goldschmiedarbeiten der 
jagellonischen, ja der ganzen folgenden Zeit bis auf Rudolf II. beinahe nichts erhalten. 
Auf dem Gebiete der profanen Goldschmiedekunst hat die Zeit die größten Verluste mit 
sich gebracht. Ein interessantes Inventar in der Lobkowitz'schen Bibliothek zu Raudnitz 
hat wenigstens ein Bild dessen erhalten, womit bei großen Gastmahlen der Tisch eines 
böhmischen Edelmanns prangte. Nur ein Gebiet hinterließ zahlreichere Denkmäler, das 
Gebiet der Graveurkunst, die ein Zweig der Goldschmiedeknnst war. Die Genossenschafts 
ordnung aus dem Jahre 1478 nennt unter den Meisterstücken, die ein dieser Kunst sich 
widmender Adept ausführen mußte: ein Siegel, darauf einen Schild und Helm, einen 
Kelch und das Einsetzen von Steinen. 
In die Jagellonenzeit fallen auch die Anfänge der Medailleurkunst in Böhmen, 
welche zuerst bei den neu erstandenen Bergwerken von Joachimsthal gepflegt wurde. 
Die dort entstandenen Silbermedaillen, welche zumeist biblische Scenen enthalten und an 
die in ihrem Charakter ähnlichen sächsischen Products erinnern, sind von religiösem Geiste 
angehaucht; als Urheber treten die Joachimsthaler Stempelgraveure Ulrich Gebhart, 
Peter Tunkherr, Nikolaus Milic auf. Dazu gesellen sich in der zweiten Hälfte des 
XVI. Jahrhunderts zahlreiche Porträtmedaillen, die in Prag und Kuttenberg von dortigen 
Goldschmieden und Stempelgraveuren verfertigt wurden, unter welchen besonders Ludwig 
Neufarrer und Michael Hohenauer in Prag unter Ferdinand I. und Georg der Ältere 
von Rasnä in Kuttenberg (gestorben 1595), ein berühmter Goldschmied und Graveur, 
und der Goldarbeiter Samuel von Budweis, der für den Herrn von Rosenberg arbeitete, 
zu nennen sind. Porträtmedaillen und Denkmünzen erfreuten sich auch ferner einer großen 
Beliebtheit, namentlich zur Zeit Rudolfs II., unter welchem auf diesem Gebiete in Prag 
der berühmte Florentiner Antonio Abondio thätig war. 
Während für diese Gegenstände ihr edler Stoff verhüngnißvvll wurde, entgingen 
Arbeiten aus minderwerthigem Metall in größerem Maße dem Verderben. Für diese 
Zweige war das XV. und XVI. Jahrhundert eine Zeit der Blüte. Arbeiten ans Zinn, 
Messing, Bronze, Glockenguß sind sehr verbreitet, und da das Land selbst namentlich 
Zinn in großer Menge lieferte, so wurde seine Benützung allgemein. Die Kirchen füllten
	        
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