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Ehedem, wo Böhmen noch schwach bevölkert war, haben die weit größeren Wald
flächen und die zahlreichen Teiche das Klima des Landes in einer die Feuchtigkeit fördernden
Weise beeinflußt; mit der Zunahme der Volksdichtigkeit wurden aber die Waldregionen
immer geringer, und als die Reihe auch an die Teiche kam, von welchen man eine große
Zahl in Äcker und Wiesen umwandelte, wurde das Klima allmälig ein ziemlich trockenes,
so daß gegenwärtig insbesondere das Centrum Böhmens, die Region um die Landeshaupt
stadt herum, zu den mindest feuchten Gebieten Europa's gehört.
Im Ganzen sind, was Feuchtigkeit betrifft, sämmtliche Gebirgsgegenden, wenn
auch an Humus nicht reich, doch reicher an Feuchtigkeit, da sie zumeist von ausgedehnten
Wäldern bedeckt sind; im Innern des Landes, das von Flüssen und Büchen nicht allzu
reichlich durchzogen ist, mangelt es vielfach an Feuchtigkeit, und es ist nur dem Neichthum
an angehäuftem Humus zu danken, daß die zumeist von Äckern und Wiesen gebildeten
Flächen eine für den Getreide-, für Hackfrucht- und Fntterbau genügende Fenchtigkeits-
menge aufweisen. In neuerer Zeit, wo infolge geregelter Forstwirtschaft die Wald
flächen, und wegen besserer Fischpreise die Teichwirtschaft wieder an Ausdehnung
gewinnt, ist Hoffnung vorhanden, daß auch die Feuchtigkeitsverhältnisse Böhmens im
Innern des Landes sich bessern werden.
Eigenthümlich verhält es sich in Böhmen mit der Wärmevertheilung. Hier
ist, wie bereits erwähnt, im Gegensätze zu den meisten Ländern Europa's der Süden der
kältere, der Norden der wärmere Theil; der Norden wird durch die hohen Grenzgebirge
vor rauhen Nord-, Nordost- und Nordwestwinden geschützt, welche dagegen über das Innere
des Landes, sowie nach Süden ungehindert streichen und die Temperatur dieser Landes-
theile Herabdrücken.
Während in dem Bergland der Waldbau vorherrscht, daneben Wiesen, und nur in
geringerem Maße Äcker vorhanden sind, sehen wir im Flachland den Ackerbau vorherrschend,
die Wiese daneben nur in den Niederungen, im übrigen aber ziemlich spärlich, mitunter
gar nicht vertreten, den Wald aber nur dort, wo der Boden für den Anbau von Wirthschafts-
gewächsen ungeeignet, blos der Holzproduction zusagt, oder wo es Anhöhen gibt, deren
Benützung zur Waldcnltur einträglicher und ans klimatischen Rücksichten vortheilhafter ist
als zum mühevollen und nur wenig lohnenden Ackerbau.
Von den 5,837.603, somit nahezu sechs Millionen Einwohnern des Königreiches
(die Einwohnerzahl betrug 1796: 2,997.824, hat sich somit seither verdoppelt) beschäftigt
sich ungefähr ein Drittel mit dem Landbau.
Der Grundbesitz ist in Böhmen zu einem Drittel landtäflich (33'99 Procent) und
zu zwei Dritteln nicht landtäflich (66 01 Proeent). Ungefähr dasselbe Verhältniß besteht
in Bezug auf den Unterschied zwischen Groß- und Kleingrundbesitz. Von jenem gibt