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als werthvollstes Pferdefutter verwendet, sondern war vormals auch nicht ohne Bedeutung
als Nahrungsmittel für Menschen, und heute noch ist die aus seinem Korn bereitete
Grütze als kräftige Nahrung für Kinder beliebt. Obzwar er gleich der Gerste eine
Sommcrfrucht ist, so ist seine Vegetationsdauer doch etwas länger, und es geschieht daher
im Gebirge nicht selten, daß die reife Hafersaat im Herbst verschneit und die Frucht erst
im nächsten Frühjahr geerntet werden kann. Das Stroh wird Wohl auch als Futter
verwendet, ist jedoch minder nahrhaft als das Gerstenstroh. Mit neueren Hafersorten
werden zahlreiche Anbauversuche gemacht, um zu ergründen, ob nicht schottische,
Kamtschatka- oder australische und dergleichen Hafervarietäten bessere Erträge liefern; es
ist aber dadurch dem einheimischen Rispenhafer bisher der Boden noch nicht ernstlich
streitig gemacht worden.
Zu den Halmgewächsen Böhmens ist auch die Hirse (?ameum miliaooum) zu
zählen, deren Samen zu einem beliebten Gericht, dem Hirsebrei Verwendung findet. Sie
wird mehr im Nordosten als in den übrigen Theilen des Landes angebaut und liefert nebst
dem schmackhaften Korn für den Menschen ein nahrhaftes Stroh für das Vieh.
Auch der Mais oder türkische Weizen (2sa Nais) muß heute zu den Halmgewächsen
Böhmens gezählt werden, und zwar als eine der modernen Pflanzen, die, aus wärmerem
Klima stammend, hier eingebürgert wurden. Es steht jedoch dem Mais in Böhmen die für
das vollkommene Gedeihen und Ausreisen seiner Körner erforderliche Wärmemenge nicht
jeden Sommer zur Verfügung, und deshalb ist auch seine Cultur als Saatfrucht von sehr
geringer Bedeutung. Dagegen wird er als Grünmais mit Vorliebe gebaut, denn manche
Sorten, wie der „Pferdezahn" u. a. entwickeln so reiche, große und saftige Blätter und
Halme, daß sie ein köstliches Futter (insbesondere für Melkkühe) abgeben, weshalb heute
der Anbau von Mais als Futtergewächs ein sehr verbreiteter ist.
Hülsenfrüchte. Seit undenklichen Zeiten gehören einige Hülsenpflanzen zu den
in Böhmen allgemein verbreiteten Wirthschaftspflanzen, während andere erst in neuerer
Zeit in die Feldwirtschaft Eingang gefunden haben und bis heute nur in geringer
Ausdehnung angebaut werden.
Es sind vorzugsweise die Erbse (Lisum sativum und arvoriso) und die Linse
(blrvum Ions) die längst einheimisch gewordenen Hülsengewächse. Beide, beliebt als die
nahrhaftesten Körnerfrüchte, sind ziemlich stark verbreitet, indem sie zusammen ans etwa
30.000 Hektar Acker, neuester Zeit etwas weniger, angebaut werden, woran zunächst
jene Gegenden betheiligt sind, die vorzügliche Kochwaare liefern, wie insbesondere die
durch ihre kalkreichen Böden hervorragenden filmischen und Kreideformationsgebiete, die
einen großen Theil von Mittel- und Westböhmen bedecken. Das Stroh dieser beiden
Pflanzen ist hochgeschätzt als Dörrfutter, das nahezu gutem Wiesenheu gleichkommt.