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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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ergab 7382 Metercentner Honig und Wachs. Fünf Jahre später (1885) betrug dieselbe 
bereits 12.179 Metercentner. 
Gegenwärtig verbreitet außer dem „Central-Landeszuchtverein" auch noch eine 
ansehnliche Reihe kleinerer böhmischer und deutscher Kreis- und Bezirksvereine die 
Kenntniß der rationellen Bienenzucht; in jeder landwirthschaftlichen Ausstellung, sie 
mag groß oder klein sein, sieht und bewundert man die erfreulichen Erfolge sowohl 
der böhmischen als auch der deutschen Freunde der Bienenzucht. Der Fortschritt, der 
stetig stattfindet, wird neuester Zeit auch durch Verbreitung italienischer Bienen und 
Acclimatisirung derselben gefördert. 
Seidenraupenzucht. Obgleich Böhmen die Bedingungen des Gedeihens der 
Seideproduction nicht entbehrt, so hat doch die einheimische Erzeugung bisher nur einen 
verhältnißmäßig geringen Antheil an der Beschäftigung der Landbevölkerung. Das ist 
der Fall, trotzdem schon vor mehr als dritthalbhundert Jahren (1627) Albrecht von 
Waldstein Maulbeerbäume anzupflanzen und Seidenraupen zu cultiviren angeordnet hat 
und auch unter Kaiserin Maria Theresia auf einigen Herrschaften Böhmens ausgedehnte 
Maulbeerbaum-Pflanzungen stattgefunden haben, sonach das Geschäft als ein im Lande 
längst bekanntes angesehen werden kann. In der nächsten Umgebung Prags, dort wo sich 
gegenwärtig der Stadtpark ausdehnt, bestand noch um die Mitte dieses Jahrhunderts 
eine schon 1749 von Italienern begründete Anlage von Maulbeerbäumen, welche lange 
Jahre hindurch das Futter für Seidenraupen zu liefern hatten und in letzter Zeit vom 
Kaufmann Rangheri mit großer Vorliebe gepflegt wurden. 
Die Ursache des sporadisch zwar vorkommenden, im Ganzen aber geringen Betriebes 
der Seidenraupenzucht muß in dem Umstande gesucht werden, daß sich Klima und Boden 
in Böhmen jeder Art von Nutzbäumen günstiger erweisen als dem Maulbeerbaum. 
Trotzdem hat auch Böhmen seine Freunde des Seidenbaues und seit Jahren 
einen an Mitgliederzahl keineswegs geringfügigen „Seidenbauverein für das Königreich 
Böhmen". Dieser trachtet durch Aneiferung zum Anpflanzen von Maulbeerbäumen und 
durch Vertheilung von Grains (Seidenraupeneiern) die Zucht der Raupe volksthümlich 
zu machen und in dieser Richtung insbesondere auf die Jugend der Volksschule ein 
zuwirken, in welchem Bestreben ihm manche Volksschullehrer bereitwillig entgegenkommen. 
Durch diese Bemühungen wurde bewirkt, daß Maulbeerbäume, die in jeder Gegend des 
Landes fortkommen,in einer Anzahl von etwa 300.000 Stück angepflanzt sind und daß man 
die jährlich erzeugte MengeCocons auf drei Metercentner veranschlagen kann, ein allerdings 
nur sehr bescheidenes Resultat, das indeß dennoch ermöglichte, der Kaiserin Elisabeth 
im Jahre 1878 zur Feier der silbernen Hochzeit eine blaßgraue Seidenrobe böhmischer 
Provenienz anzubieten, welches Patriotische Geschenk auch huldvollste Annahme gefunden hat.
	        
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