590
In der oberen Moldau sind gleichfalls verschiedene Regulirnngsarbeiten ausgeführt
worden und seit dem Jahre 1865 ist zwischen Prag und Stechowitz ein Dampfschiffahrts
verkehr eröffnet. Auf der Strecke Budweis-Prag besteht seit jeher die Holzflößerei,
dagegen hat infolge Herstellung der Franz Josephbahn der Schiffsgüterverkehr auf
dieser Strecke bedeutend abgenommen. Die Verfrachtung des Salzes und Graphits hat
hier vollständig aufgehört und die noch im Jahre 1865 auf 24.708 Tonnen veranschlagten
Schiffsgüter sind im Jahre 1887 auf 2111 Tonnen gesunken.
Die kleineren Flüsse Böhmens, die Luznitz, Wottawa, Beraun, Maltsch und Eger
werden seit dem Jahre 1869 auf Landeskosten regulirt, während die Regulirung der
schiffbaren Flüsse Staatssache ist. Das im Jahre 1842 dem Schiffsmeister Adalbert Lanna
ertheilte Privilegium zum ausschließlichen Betriebe der Schiffahrt aus der Luznitz wurde
im Jahre 1849 aufgehoben, um diesen Fluß dem allgemeinen Verkehr zu übergeben und
den Holzreichthum jener Gegenden dem ganzen Lande nutzbar zu machen.
In der Gegenwart ist man wieder auf das Project der Herstellung eines Donau-
Moldaukanals zurückgekommen. Das Project ist naheliegend, denn die von ihrem
Ursprung südwärts fließende und dann nach Norden gewendete Moldau ist an der
Stelle, wo sich die Wendung vollzieht, nur etwa 20 Kilometer von der Donau entfernt.
Wenn es gelänge, diese wichtige Verbindung herzustellen, wäre auch die Elbe mit der
Donau verbunden und damit eine Wasserstraße zwischen der Nordsee und dem Schwarzen
Meere geschaffen. Schon Karl IV. soll dieses Project ins Auge gefaßt haben und es ist
im Laufe der Zeit wiederholt aufgetreten. Kaiser Joseph I. ließ auf Vorschlag des Grafen
Wratislaw die Frage der Schiffbarmachung der Moldau und ihrer Verbindung mit der
Donau durch den Wasserbaumeister Lothar Vogemonte begutachten, welcher die
Resultate seiner Untersuchungen 1708 in einer in italienischer Sprache herausgegebenen
Denkschrift veröffentlichte. Nach seinen Vorschlägen soll entweder der Kampfluß in
Niederösterreich mit der Lanschitz bei Weitra, welche unter dem Namen Luschnitz
(Luznic) südlich von Tabor bei Moldauthein sich mit der Moldau vereinigt, oder die Aist
bei Freistadt in Oberösterreich mit der Maltsch, welche bei Budweis in die Moldau fällt,
durch Kanäle verbunden werden, jedoch sollen beide Flüsse zuvor soweit als möglich
schiffbar gemacht werden. Im Jahre 1762 hat Freiherr von Sterndahl der Kaiserin
Maria Theresia einen Plan überreicht, der im Jahre 1768 durch eine in Kupfer gestochene
Karte veranschaulicht wurde. Seine Vorschläge gingen dahin, nur bei Mauthausen von
der Donau bis an den Fuß des Gebirges einen Kanal von beiläufig zwei Meilen zu
ziehen und von dort bis Budweis eine gute Straße anzulegen, bis man durch genaue
Nivellirungen Mittel finden würde, die beiden Flüsse durch einen größeren Kanal zu
verbinden. Im Jahre 1807 hat sich in Böhmen unter dem Fürsten Anton Isidor von