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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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Anhörung des Commercien-Consesses privilegirtes „Gebirgs-Handlungs-Collegium" — 
auch Handlungs-Confraternität genannt — ins Leben, das berufen war, Gewerbe und 
Handel des böhmischen Riesengebirges maßgebend zu beeinflußen. 
Eine Art Gegenstück zu dieser Gesellschaft bildete ein weiteres höchst rationell 
gedachtes Institut, ein „k. k. Leinwandmagazin", das ganz gleichzeitig mit der 
Trautenauer Handlungs-Confraternität in Potte n st ein (Kreis Königgrätz) errichtet wurde 
zu dem Zweck, „dem armen Landweber ein heilsames Mittel wider die aus Noth über 
tragene Abdrückung seines lnbrieati zu verschaffen", eine Magazinsgenossenschaft unter 
unmittelbarer Leitung der Behörde. Neben dem Magazin wurden zwei große ärarische 
Leinwandbleichen angelegt, deren vorzügliche Einrichtung die Veranlassung bot, daß in 
vielen Gegenden des Landes durch Private, namentlich aber durch die Herrschaftsbesitzer, 
derartige „Commercialbleichen" eingeführt wurden. Das war besonders in der Gegend 
von Schönlinde der Fall. 
Von principieller Bedeutung war es, daß ein Hofdecrct vom 21. März 1755 den 
Leinenwebern gestattete sich „ansznzünften". Für ein ganzes großes, ja zur Zeit das 
bedeutendste Gewerbe im Lande wurde der Zunftzwang, das Um und Auf des bisherigen 
Gewerbelebens, förmlich aufgehoben — kaum eine populäre Maßregel, durch das Ver 
halten gerade der Leinenweberzünfte aber, deren Mißwirthschaft ein energisches Einschreiten 
erheischte, vollauf gerechtfertigt. Zur Hebung des vollendetsten und darum lohnendsten 
Zweiges der Leinenweberei, der Erzeugung von Battisten, Schleiern und dergleichen, erschien 
mit Hofdecret vom31. October 1755 eine „Schleierordnung" — bis ins kleinste Detail 
die genaueste Anleitung zum Betriebe der bezeichneten Manufactnr, die in der nächsten 
Zeit Graf Ernst Guido Harrach in Rochlitz mit Vorliebe fabriksmüßig betrieb, derselbe, 
der eben damals mit dem Aufwande von 70.600 Gulden auf der Herrschaft Starkenbach 
nächst Sittowa ein großes Eisenwerk errichtete, Ernstthal genannt. Der „Schleier 
ordnung" war bereits im März 1755 eine „Papiermacherordnung" vorangegangen, 
mit der auch für diesen Fabrikationszweig ohne Zweifel vieles Gute gethan wurde. 
Von den größten Erfolgen waren die häufigen Bereisungen des Landes durch 
Loscani begleitet. Cr war in jedem Jndnstriebezirke zuhause; er selbst nannte die Prager 
Städte, den Saazer und Leitmeritzer, vorzüglich aber den Bunzlauer und Königgrützer 
Kreis die eigentlichen „Commercialkreise" Böhmens, welche Bezeichnung sie in der 
That bereits in vollem Maße verdienten. Den ziffermäßigen Beweis dafür erbrachten die 
alljährlich vom Commercien-Consesse eingelieferten „Manufacturtabellen", in deren Ab 
fassung Loscani ein Meister war. Seine Relation über den Stand der physischen und 
technischen Cultur des Landes, speeiell der aufgezählten Commcreialkreise, im Jahre 1755 
wurde das Vorbild aller ähnlichen Elaborate der Folgezeit.
	        
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