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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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Verbindlichkeiten nachznkommen, empörten sich die böhmischen Barone, vertrieben Friedrich 
und setzten den Znaimer Fürsten Konrad Otto zum Herzog ein. Friedrich floh znm deutschen 
Kaiser, welcher unter Androhung von Gewalt den Streit dahin entschied, daß Friedrich 
wieder als Herzog in Böhmen angenommen werde. Mähren aber wurde unter dem Titel 
einer Markgrafschaft als ein unmittelbares Lehen des deutschen Reiches erklärt und 
dem Herzog Konrad Otto verliehen, der sich dann auch Markgraf von Mähren nannte. 
Als er aber der Aufforderung des Herzogs Friedrich, diesem Titel zu entsagen und die 
Oberhoheit des Herzogs von Böhmen anzuerkennen, sich nicht fügen wollte, sandte dieser 
seinen Bruder Premysl Otakar mit einem starken Heere nach Mähren, welcher in der 
mörderischen Schlacht bei Lodenitz (10. December 1185) die Mährer besiegte, worauf 
Konrad Otto dem Titel eines Markgrafen von Mähren entsagte und sich mit Friedrich so 
vollständig aussöhnte, daß er nach dessen Tode (25. März 1189) auf den Herzogsstuhl 
in Böhmen gelangte, den er aber nur durch zwei Jahre innehatte. Konrad Otto danken 
wir die erste Codification der Rechtsgewohnheiten Mährens, welche unter dem Namen 
der -lus Louraäi oder Ltatuta äueis Otlonis bekannt sind. 
Konrad Otto hatte zwar dem Titel eines Markgrafen entsagt, aber sechs Jahre nach 
seinem Tode erhielt Mähren bleibend den Titel eines Markgrafthums bei Gelegenheit 
des Thronstreites zwischen Premysl Otakar I. und Heinrich Vladislav. Letzterer, um 
neues Blutvergießen zu verhindern, begab sich aller Ansprüche an Böhmen und erhielt 
(1197) dafür Mähren unter dem Titel einer Markgrafschaft als Lehen der böhmischen 
Krone, in welchem staatsrechtlichen Verhültniß Mähren fortan verblieb. 
Unter dem Markgrafen Heinrich Vladislav zeigen sich die ersten Spuren deutscher 
Colouisation in Mähren, welche unter seinen Nachfolgern Heinrich Vladislav II. und 
Premysl bedeutend zunahm, namentlich als nach der furchtbaren Verwüstung des Landes 
durch die Mongolen (1241) ein bedeutender Theil der Bevölkerung theils getödtet, theils 
in die Gefangenschaft fortgeschleppt wurde. Auch der Einsall der Kümanen (1252) hatte 
einen ähnlichen Einfluß auf die Vermehrung der deutschen Colonisten in Mähren. Als 
Hauptförderer dieser Colonisation wirkte der Olmützer Bischof Bruno aus dem Hause 
der Grafen von Schaumburg (1245 bis 1281), als Kirchenfürst und Staatsmann 
gleich ausgezeichnet, welcher durch Gründung einer bedeutenden Anzahl von bischöflichen 
Lehen, welche dem König von Böhmen als Oberlehensherrn unterstanden, das Olmützer 
Bisthnm zu einer einflußreichen Machtstellung in Böhmen und Mähren erhob. Seinem 
Beispiel folgten die reichen Stifte und Klöster, ja auch mehrere Magnaten des Landes, 
welche fleißige deutsche Colonisten auf ihren ausgedehnten Ländereien ansiedelten. 
Infolge dessen erblühte nicht blos das Städteleben, es verbesserte sich auch die social 
politische und ökonomische Lage des Bauernstandes, indem an die Stelle des alten
	        
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