Ludanitz diesen Wirren fern. Nur Wenige hatten sich mit geringer Mannschaft zum
Ausstand geschlagen.
Ohne Schwierigkeit erlangte Ferdinand I. 1549 (12. April) die Anerkennung seines
Erstgeborenen Max II. als Nachfolger im Königreich Böhmen und Markgrafthum
Mähren. Auch wußte er die Stände für die gemeinsamen Bedürfnisse heranzuziehen, die
dem Länderstaate des Hauses Habsburg durch den Kampf um Ungarn und die Türken
kriege erwuchsen und das Band einer Interessengemeinschaft knüpfen halfen.
Die Tage Maximilians II. (1564 bis 1576), des protestantenfreundlichen
Herrschers, zeigen Fortdauer und Entwicklung vorhandener Zustände ohne verhängniß-
volle Störungen, wenngleich die Anfänge des Jesuitenordens in Olmütz und Brünn, das
rasche Emporkommen des Collegiums in erstgenannter Stadt, mit welchem seit 1574 eine
Universität verbunden erscheint, und andere Anzeichen der katholischen Restauration
wachsende Erregungen und Besorgnisse im entgegengesetzten Lager wachrufen und Stürme
voraussehen lassen, die in den trüben Zeiten Kaiser Rudolfs II. (1576 bis 1611)
wirklich hereinbrechcn. Je mehr wir uns der Eingangsschwelle des XVII. Jahrhunderts
nähern, desto deutlicher werden die Vorboten der großen Krise, innerhalb welcher auch
unserem Lande eine führende Rolle zufallen sollte.
Zwei Parteien treten zum Schluß des XVI. Jahrhunderts einander immer schroffer
gegenüber: die der katholischen Restaurationspolitik des Prager Kaiserhofes befreundeten
Adeligen und Regierungsmänner und die im Akatholicismus, namentlich in der Brüder
gemeinde wurzelnden Autonomisten Mährens; Führer der letzteren wird Karl von
Zierotin (Zerotin — geboren 1564, gestorben 1636). Nach manchen harten Anfechtungen
gelingt es ihm, 1603 an die Spitze des Heerbanns seiner Staats- und Glaubensgenossen
zu treten. Als Führer der Gegenpartei erscheinen der Landeshauptmann Berka von Duba
und der jugendliche, hochstrebende Bischof von Olmütz, Franz I. von Dietrichstein
(gestorben 1636). Die Stimmung wird immer kampflustiger und das Ansehen des kraftlosen,
unzugänglichen, ja unsichtbaren Herrschers, der seinen Palast auf dem Hradschin in Prag
nie verließ und hier seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Liebhabereien lebte, sinkt
immer tiefer. 1604 bricht der Aufstand Bocskai's los und reißt Oberungarn mit sich fort,
aber auch der leidige „Bruderzwist im Hause Habsburg" ist bald im Gange und Erzherzog
Matthias entschlossen seinen kaiserlichen Bruder, Rudolf II., zur Abdankung zu
zwingen. Da gab es denn auch in Mähren 1607 bis 1608 stürmische Tage. Die kaiserliche
Partei verliert jeden Halt und der Eibenschitzer Ständetag besiegelt die Wahl Karls von
Zierotin zum Landeshauptmann. Mährens Bewegungspartei vereinigt sich mit den
ungarischen und österreichischen Gesinnungsgenossen in Znaim (April 1608) unter der
Fahne Erzherzogs Matthias und mit seinem Heergefolge bricht dieser in Böhmen ein.