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sich bescheiden läßt. Die Wand wird nun gehoben und hinter Herodes ausgestellt, der auf
seinem Throne sitzend erscheint. Herodes weiß den heiligen drei Königen auf ihre Anfrage
keinen Bescheid zu geben und weist sie an, nach Betlehem zu gehen, den neugeborenen
König zu erkundschaften und ihm dann die Kunde von demselben zu hinterbringen, damit
auch er hingehe und ihn anbete. Die heiligen drei Könige ziehen also weiter und vertrauen
sich getrost der Führung des Engels mit dem Sterne an. In Betlehem angekommen,
beten auch sie einer nach dem andern das göttliche Kind an, bringen ihm ihre Geschenke
dar und singen im Chor ein Wiegenlied. Auf der Rückreise erscheint ihnen wieder der
Engel, belehrt sie über die bösen Absichten Herodes' und gibt ihnen den Rath, dessen
Residenz zu meiden. Die drei Könige treten ab, auf der Scene erscheinen zwei Teufel.
Diese führen ein „höllisches" Ballet auf und beklagen sich, daß der neugeborene Messias
ihrer Weltherrschaft ein klägliches Ende bereiten werde. Endlich fassen sie den Entschluß,
Herodes zu dem betlehemitischen Kindermord aufzureizen. Herodes hat unterdessen
erfahren, daß die heiligen drei Könige bereits ihren Heimweg angetreten haben, ohne
ihm die versprochene Botschaft zu bringen. Wuthschnaubend schickt er seinen Trabanten
um den schriftkundigen Juden Rabon, der'ihm in einem jüdisch-böhmischen Kanderwälsch
nach den Zeugnissen der heiligen Schrift referirt, es sei wirklich in Betlehem der Messias
geboren worden, seiner Herrschaft drohe jedoch keine Gefahr. Allein Herodes läßt sich
dadurch nicht beschwichtigen und gibt seinem Trabanten den gemessenen Auftrag, mit
dem Heere auszurücken und alle neugeborenen Kinder zu ermorden. Der Trabant voll
führt den Auftrag und bringt eine Puppe, die den neuen König vorstellt, aus der Schwert
spitze aufgespießt. Da erscheint der Sensenmann und macht dem König Herodes den
Garaus, worauf ihn dann die Teufel unter Hohngelächter zur Hölle schleppen. Zu Ende
singen alle handelnden Personen eine Koleda und der Trabant erbittet im Namen Aller
vom Publikum den wohlverdienten Beifall.
An dem letzten der Faschingstage wird das „Gesinderecht" (prüvo elias))
gehalten. Sonntag Nachmittags versammelt sich beim Gemeindevorstand der Gemeinde
ausschuß. Daselbst stellen sich zunächst die Bauernmädchen ein, um das „Recht" (prüvo)
herzurichten. Dieses Recht ist ein Schwert, welches die Mädchen mit bunten Tüchern und
Bändern nach Art einer Puppe umwickeln und dann ober dem Amtstische in den Tragbalken
stecken. Alsdann erscheinen die Bursche, „um das Recht zu bitten". Der Gemeindeausschuß
erwählt aus den angesehensten Burschen „den jungen Ausschuß" und dieser dann ans
seiner Mitte den Richter, den ersten und zweiten Bürgermeister und den Gerichtsvollstrecker
ftlrüb). Ter Letztere bekommt zum Zwecke seiner Amtswaltung die sogenannte Ferula,
d. i. einen Prügelstock, der an dem oberen Ende in eine breite, entzweigespaltene Scheibe
endet, so daß er beim Aufschlagen tüchtig rasselt. Indem der Gemeindeausschuß diesem