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einem doppelflügligen Thore geschlossen wird; in die beiderseitigen, durch eine hohe, starke
Holzbrüstung von der Tenne getrennten Räume (in der oberen Hanna stoäol^, im Süden
pkistoäülk^), sowie auf den geräumigen Dachboden (pntro) oberhalb der Tenne werden
die Getreidegarben abgeladen. Ein kleiner hölzerner Anbau (plevicklch dient als Auf
bewahrungsort für die Spreu. Der Obstgarten war in der nördlichen Hanna einst durch-
gehends von Lehmmauern umgeben, die durch kleine Strohdächer vor Nässe geschützt
wurden. In der südlichen Gegend findet man jedoch nur geflochtene Zäune.
So beschaffen waren die alten hannakischen Bauernhäuser vor der großen socialen
Umwälzung in der Mitte unseres Jahrhunderts durchwegs. Die Verheerungen der bei
Strohdächern so oft vorkommenden und schwer zu dämpfenden Feuersbrünste, die
neueren Bauordnungen, vor Allem aber die moderne, mit Riesenschritten von der Stadt
aus auf das flache Land sich verbreitende Aufklärung, das Streben nach Ausnützung der
Errungenschaften der Cultur zum Zwecke größerer Bequemlichkeit, sowie die Sucht des
Landmanns, das Vorbild des Städters nachzuahmen, haben den ehemaligen Typus der
hannakischen Dörfer, sowie der Bauernhöfe so von Grund aus verwischt, daß das eben
geschilderte Bild nur noch als seltene Ausnahme zu finden ist. Die Strohdächer sind
zumeist durch Schiefer- oder Ziegeldächer ersetzt. In der Nähe der Städte trifft man in
manchen wohlhabenden Dörfern geradezu ländliche Paläste an, Imitationen moderner
städtischer Zinshäuser; in den entlegeneren, minder wohlhabenden Dörfern überwiegen
zumeist ganz stil- und formlose Häuser, bei denen sich die Unbeholfenheit des heutigen
Maurers vom Lande mit deni praktischen nüchternen Sinn des hannakischen Bauern paart.
Bei den Slovaken der Marchebene, von Napajedl bis Landshnt, also im
sogenannten Niederlande (Oolnü En), haben die Dörfer gleichfalls die Form eines
ovalen Platzes oder einer ungleich breiten Gasse. Nicht überall stehen hier jedoch die
Häuser in zusammenhängenden Reihen; in manchen Dörfern stehen sie vielmehr abgesondert,
wenn auch ziemlich nahe bei einander und in einer Linie. Der Gasse sind sie immer mit
der Längsfront zugekehrt; hin und wieder trifft man hier Dörfer an, wo die Gassenlinie
nicht durch die Häuser, sondern durch Hofzänne gebildet wird, so daß das Wohngebäude den
vor demselben liegenden Hof im Hintergrund abschließt.
Die Häuser sind hier durchwegs ebenerdig; aus dem breiten, dunkeln Flur tritt man
auf einer Seite in die Stube, auf der andern in die Kammer, und es läßt sich in jeder
älteren Behausung ein ähnlicher Entwicklungsproeeß verfolgen wie beim althannakischen
Bauernhause: auch hier war nämlich in den älteren Häusern die Küche ursprünglich kein
selbständiger Raum, sondern entwickelte sich aus dem Flur, indem ein Theil desselben
durch eine Zwischenmauer abgetrennt und in eine kleine Küche nmgewandelt wurde, Ivo
sich der Herd befindet, von dem ans die Heizung des Kachel- und Backofens geschieht.