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hinziehenden Balken der Decke hängt eine Reihe kleiner Thonteller herab. Das Hauptstück
der Zimmereinrichtung ist das Bett (pollrückka), dessen Holztheile durchwegs mit Blumen
bunt bemalt sind, ebenso wie die Truhen. Unter dem Tischtuch liegt in einer Ecke des
Tisches jederzeit ein Laib Brot, von dem jedem Gaste angeboten wird.
Die Scheunen sind hier in manchen Dörfern haufenweise hinter dem Dorfe gruppirt.
Durch ihre Bauart unterscheiden sie sich von den hannakischen und sonstigen mährischen
Scheuern dadurch, daß auf ihren sehr niedrigen Seitenwäuden ein ungemein hohes Dach
ruht, dessen Traufe beinahe den Boden berührt. Überdies ist hier die Tenne von den
Seitenrüumen der Scheune durch keinerlei Brüstung getrennt.
Von diesem Haustypns der Marchebene, dessen Hauptrepräsentanten das hannakische
und das slovakische Bauernhaus des Niederlandes sind, weicht das Holzhaus der Gebirgs
gegenden im Osten und Westen des Landes wesentlich ab. Sein ausgeprägtester Typus
ist das mährisch-walachische Holzhaus.
Die Gegend unter dem mächtigen Gebirgsknoten des Radhost, gegen Süden bis
an die ethnographische Grenze der Slovaken hinter Visovitz und Klobouk, gegen Westen
bis zum Hosteinberge, wurde erst in den jüngsten Jahrhunderten besiedelt. Die dortigen
Thäler und Berge mit ihren ausgedehnten uralten Wäldern, die jenes Ländchen noch im
vorigen Jahrhundert bedeckten, wurden lange Zeit hindurch nur von Schafhirten besucht,
die sich dort ihre höchst primitiven Holzhütten (salaSe) bauten. Heute ist der ehemalige
Waldreichthum der Gegend beinahe erschöpft; trotzdem werden dort auch heute noch neue
Häuser von Holz gebaut.
Die Bodenbeschaffenheit gestattete in den engen bewaldeten Gebirgsthälern keine
einheitliche Ortsanlage. Überdies entstanden viele der dortigen Dörfer aus einzeln zu
verschiedenen Zeiten verstreut erbauteu Häusern. Infolge dessen muß man das walachische
Dorf, dessen Kern oft nur von der Kirche, Pfarre, Schule und dem Wirthshause nebst
einigen wenigen regellos angelegten Häusern gebildet wird, in den umliegenden Thälern,
auf den Abhängen und Anhöhen suchen. So nimmt das um das Jahr 1710 entstandene
Karlovitz eine Fläche von zwei Quadratmeilen ein und sind seine Häuser in nicht weniger
als elf Thälern zerstreut. Hier herrscht die sogenannte Pasekenwirthschaft — ein Name,
der an die Entstehung der Ansiedlung durch Ausroden von Waldstücken erinnert. Die
einzelnen Paseken stehen inmitten des gesammten zu einer Wirthschaft gehörigen Grund
und Bodens.
Das mährisch-walachische Holzhaus im Herzen der mährischen Walachei — nämlich
im politischen Bezirk Walachisch-Meseritsch — ist ein durchwegs aus Holz bestehender
Blockbau mit steilem Schindeldach. Im Visovitzer Bezirke hingegen, an der ethnographischen
Grenze der Slovakei, findet man ganze Dörfer mit Strohdächern, was jedenfalls die ältere