MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

255 
Anderen verrathen. Die Sagen von verborgenen Schätzen wiederholen sich übrigens in 
den mannigfachsten Varianten bei unzähligen Orten, namentlich aber bei prähistorischen 
Burgwällen. Unverhofft öffnet sich irgend einem glücklichen Menschenkinde die goldspendende 
Unterwelt, leider wird in der Regel die schöne Gelegenheit versäumt — und kehrt nicht 
mehr wieder. 
Nur die Schwarzkünstler (öoriroünoLinei) kennen sich in diesen unterirdischen 
Labyrinthen, namentlich im Radhost, ans, den sie von Zeit zu Zeit in Begleitung eines 
armen, biederen Walachen aufsuchen, welchem sie gestatten, auch für sich etwas von 
den Schätzen mitzunehmen. Eine merkwürdige Übereinstimmung besteht zwischen diesen 
mährisch-walachischen LornoknöLiriei, die keineswegs mit gewöhnlichen Zauberern zu 
identificiren sind, und dem kroatisch-magyarischen ZrabanoiüZ cksaü, sowie auch dem 
rumänischen 8o1omoirar. Auch der mährische öornolrirsLinü erscheint wie ein Priester 
gekleidet und seine Hauptkunst besteht ebenfalls in der Bezwingung des Gewitter erzeugenden 
Drachen, den er aus dem Karlovitzer See (bei Roznan) heranfbeschwört, um auf demselben 
fortzufliegen. So erscheint er dem Volke als ein Wohlthäter, der die Gegend von Land 
plagen befreit. Überhaupt wird dieser echte eernokmoLrnü als ein gutmüthiges Individuum 
geschildert, das dem armen Gebirgsbewohner ungeahnt zu Reichthümern verhilft, dafür 
nichts als Milch von einer schwarzen Kuh und Eier von einer schwarzen Henne beansprucht, 
in seiner unterirdischen Wohnung eine Unmasse von Zauberbüchern verwahrt und überhaupt 
ein geheimnißvolles Dasein führt. Selbst darin, wie die öernolliioLluoi entstehen, stimmt 
die mährische Überlieferung mit der kroatischen überein. Von dreizehn Kandidaten des 
Priesterstandes geräth nämlich immer einer auf Abwege, besucht die hohe Schule des 
Teufels und es wird aus ihm ein eornoünoLriilc. Und sowie der ^rnbnnciüs in Bologna 
studirt, so gravitirt wieder die Sippe der mährischen LoriroürwLnioi nach Prag, wo sie 
in einem gemeinschaftlichen Hause wohnen sollen und wohin sie mit so manchem biederen 
walachischen und slovakischen Hirten auf ihrem Zaubermantel abenteuerliche Luftfahrten 
unternommen haben. Es liegt nahe, daß auch die mährischen oornolliröLirioi fahrende 
Studenten gewesen sind, die einst die Prager Universität bezogen und durch ihre alchymi- 
stischen Kunststücke beim Volke in den Ruf von Schwarzkünstlern kamen. Nach einer 
anderen Erklärung würden sich aber unter diesen geheimnißvollen Wesen die verdrängten 
Priester des altslavischen Ritus verbergen. Im Laufe der Zeiten hat die Volksphantasie 
den unverfälschten Typus des eornoüirsMik allerdings auch mit Eigenschaften ausgestattet, 
die ihn den usuellen Zauberern und Hexenmeistern viel näher bringen. Hauptsächlich wird 
ihm die Kunst zugeschrieben, sich in verschiedene Thiere und auch leblose Sachen zu 
verwandeln; ein solcher Schwarzkünstler ist dann allerdings nicht mehr so harmlos wie der 
echte eonioüimLiüü. So ein bösartiger Zauberer war auch jener, der unter dem malerischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.