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Kuppel-Rondelle oder Pavillondächer unterbrochen und begrenzt sind. Im Innern sieht
man an Wänden, Decken und Gemälden reiche Stuckzier, nicht selten als Rahmenwerk
von Gemälden dienend, zart vergoldet, wie dies Pirnitz, Namiest und Reste in Velehrad,
Plumenau rc. zeigen; später tritt das kräftige Rahmwerk immer mehr zurück, die Fresken
überziehen die ganze Flüche, ja gehen auch auf nachbarliche über, alle Grenzen verleugnend;
ja oft wird erst eine gemalte, nicht selten höchst bedeutsame Architektur hervorgezaubert.
Noch später wird wieder die Malerei zurückgedräugt, auf ganz kleine Flüchen beschränkt,
während Plafond und Wände, Thür- und Fensterleibungen rc. mit willkürlichen Ein
rahmungen von phantasievoller, vielfach gebrochener und geschlungener Linienführung
bedeckt und dann, bei Vermeidung jedweder kräftigen Farbe, sanft abgetönt werden. Außer
mit zahlreichen: Bilder- und Freskenschmnck sind Gallerien und Säle, Treppenhäuser und
Hallen, Terrassen und Gärten mit figürlichem und Vasenschmuck erfüllt und dem Reichthum
des Baues und der Ausstattung entspricht auch das ganze kunstvolle und reiche Mobiliar.
Ganz ähnlich gestaltet und ausgerüstet im Äußern und Innern waren auch die fürst
bischöflichen Sitze zu Olmütz und Kremsier und die Abteien jener Zeit, besonders die
Prälaturen und Residenzen der Pröbste und Äbte, und da auch der reiche Bürgerstand
in den Städten an der allgemeinen Bauthätigkeit regen Antheil nahm und seine Neubauten
mit bildnerischem und gemaltem Schmuck erfüllte, wird es begreiflich, daß, bei solcher
über ein Jahrhundert andauernden allgemeinen Bau- und Kunstthütigkeit, selbst in kleinen
Städten, ja sogar in unbedeutenden Orten hervorragende Meister lebten und zahlreiche
Aufträge fanden.
Unter den vielen, herrlichen Saalbauten des Hochbarockstils, deren Decken
meist mit Fresken, manchmal auch mit Ölbildern geziert sind, verdienen specielle
Erwähnung: das sogenannte „Riesen"zimmer in Ungarschitz, die mit Fresken von Josef
von Premier geschmückte große Ahnenhalle, daun der Thron- und der Gobelinsaal auf
Nikolsburg, der elliptische, durch zwei Stockwerke reichende Musiksaal auf Buchlovitz, der
Lehnsaal, die Bibliothek und der große Saalbau im Schlosse zu Kremsier, der große Saal,
dann der Mnsiksaal zu Jarmeritz, der elliptische Saal zu Austerlitz, der mit großen Stand
figuren geschmückte Ahneusaal (Kuppelbau) zu Frain, der mit herrlichem Freskeuschmuck
versehene große Saal zu Milotitz, der Prälatensaal zu Kloster Hradisch, jetzt Kapelle, mit
Fresken von Paul Troger und höchst effectvollen Architekturmalereien von Anton Tassi;
dortselbst das sogenannte Rondell mit Daniel Gran'scher Malerei, die Prälatenränme zu
Saar, die schönen Prälatenzimmer zu Raigern, der alte Landtagssaal zu Brünn mit
berühmten Fresken von Daniel Gran u. s. w. Verloren gegangen sind leider die berühmten
Fresken Carpofero Tencolla's in der Olmützer erzbischöflichen Residenz, darunter das
große Freskobild: „Apollo krönt den Genius der Künste und Wissenschaften bei der