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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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und Töpferwaaren seit den ältesten Zeiten zur Anwendung gelangte, auch auf das Papier 
übertrug. Fast alle Denkmäler dieser Art sind Kirchengesangbücher, welche von Schul 
meistern oder Bauern geschrieben und bemalt wurden; das älteste und schönste unter 
denselben ist ein Cancionale, welches vom Lehrer Martin Pomykal ans Vorsitz bei 
Ungarisch-Brod in den Jahren 1727 bis 1733 angefertigt wurde und derzeit in der 
Sammlung des slavischen Musealvcreines in Olmütz aufbewahrt ist. 
Neben den Miniaturen entwickelte sich in Mähren schon verhältnißmäßig früh die 
monumentale Malerei. Urkundlich wurde sie bereits im XI. Jahrhundert in einigen 
Klöstern betrieben; im nächsten Säculum erscheint sie auch in Böhmen und Mähren. Die 
mährische Markgrafschaft besitzt aus diesem Zeiträume nur ein einziges, aber wichtiges 
Werk dieser Art. Es ist dies die Wandmalerei in der Hauskapclle der alten Markgrafen 
burg in Znaim, im sogenannten Heidentempel. 
Das ganze Innere des Heidentempels ist mit Malereien bedeckt, welche im Laufe 
der Zeit arg beschädigt, vor kurzem aber zum Theil von dem Wiener Maler Theophil 
Melichar wieder hergestellt wurden. Im Altarraume ist der Erlöser in der Mandorla 
dargestellt. Unterhalb stehen die Apostel, bei denen zwei Engel knieen. Neben dem 
Triumphbogen sind der Znaimer Herzog Luitpold und dessen Gemalin Jtha, eine 
Schwester Leopold des Heiligen, als Donatoren einander gegenüber gestellt. Den obersten 
Theil des Kuppelraumes nimmt die Darstellung der vier Evangelisten ein, zwischen welchen 
sich vier Seraphime mit sechs Flügeln gruppiren, wie sie früher in der Sophienkirche zu 
Constantinopel zu sehen waren. Unterhalb dieser Darstellung ziehen sich drei Bilderreihen 
hin, von denen uns die oberen alle Piemhsliden bis Bretislav II. vor Augen führen. 
Da Herzog Luitpold dem zweiten Bretislav im Jahre 1101 folgte und im 
Triumphbogen auf einem Bande die Zahl 1106 angebracht ist, so erscheint es als 
unzweifelhaft, daß die Malerei aus dieser Zeit stammt. Dafür sprechen auch die Manier 
der Zeichnung, die übermäßig langen Hände und Füße, das Fehlen jeder Modellirung, 
die langen, oben engen, unten faltenreichen Gewänder und die hohen, schmalen, oben 
abgerundeten, unten spitz zulaufenden Schilde. 
In der gothischen Zeit wurde die Freskomalerei in Mähren vielfach betrieben. 
Olmütz scheint ein Hauptsitz dieser Knnstthütigkeit gewesen zu sein. Leider ist von Werken 
dieser Technik wenig erhalten, da das Meiste den Einflüssen der Zeit und der Über- 
tünchungssucht späterer Jahrhunderte zum Opfer fiel. 
Zu den ältesten gothischen Wandmalereien gehört das aus dem Anfang des 
XIV. Jahrhunderts stammende, bis aus wenige Spuren verschwundene Freskogemälde 
der Pohrlitzer Kirche, welches den Tod der Mutter Gottes zum Gegenstand hat. Hoch 
interessante Fresken anS dem XV. Jahrhundert befinden sich in der St. Hieronymnskapelle
	        
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