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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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in die letzten Jahrzehnte herein reichte hier die Gepflogenheit, nur Pferde vor den Pflug 
zu spannen. Ohne auf die Pferdezucht früherer Zeiten weiter einzugehen (nur des 
berühmten Gestütes zu Nikolsburg und jenes Marstalls der Abtei Kloster-Hradisch sei 
gedacht, in welchem die Prälaten bis zum Jahre 1784 60 milchweiße Andalusier hielten), 
werde hier angeführt, daß der Gesammtstand an Pferden nach der letzten Zählung 
126.131 Stück, darunter 61.147 Stuten betrug. Die Zuchtrichtung geht gegenwärtig 
dahin, sowohl für den landwirthschaftlichen Gebrauch, als auch für die Remontirung der 
Artillerie geeignetes starkes Halbblut zu ziehen. Mit Hinblick darauf werden in den 
Deckstationen vorzugsweise starke Halbbluthengste aufgestellt, die väterlicherseits direct 
oder doch in der zweiten Generation von Vollblut abstammen und im ärarischen Fohlenhof 
zu Troppau gezogen oder von guten Züchtern im Lande angekaust werden. Außerdem 
werden starke englische Halbbluthengste, sowie Hengste aus dem altbewährten Noniusstamm 
aus den Staatsgestüten eingetheilt. Unter den Landesbeschälern finden wir ferner zum 
Behufe weiterer Veredlung der Landespferdezucht englische Vollbluthengste, die auf der 
Bahn erprobt wurden und die entsprechende Stärke für Halbblutzucht besitzen. Der 
Gesammtstand der in Mähren aufgestellten Staatshengste betrug im Jahre 1892 
301 Stück. Die Zahl der licentiirten Hengste ist eine sehr geringe. In den letzten Jahr 
zehnten ist der Pferdezucht die ihr gebührende Beachtung seitens der Regierung und der 
sonstigen berufenen Kreise in vollem Maße zu Theil geworden, so daß angenommen 
werden kann, daß heute außerhalb der kaltblütige Zucht treibenden Gebiete das 
gesammte Land starkes Halbblutmaterial besitzt, der Westen bis Brünn das stärkste, 
die Mitte des Südens das leichteste, der Umkreis von Kremsier und Holeschau das 
edelste. In der Hanna hat das früher meist nach arabischen Hengsten gezogene Pferd mit 
bestechenden Formen, doch leichten Beinen und mäßig guten Gängen, fast durchwegs, dem 
Typus nach, englischem Voll- oder Halbblut Platz gemacht. Das gute, gängige Material 
in den Ebenen Südmährens erscheint durch Lippizzaner Hengste wesentlich verbessert. Im 
Osten, wo noch vor einem Jahrzehnt nur kleine, schwache, verschiedenen Kreuzungen 
entstammende, einheimische, zum Theile aber auch ungarische Pferde zu finden waren, 
sowie in einem Theile des Nordwestens ist durch Verwendung von kaltblütigen Hengsten, 
insbesondere der Ardennerrace, ein kräftiger, für gebirgige Gegenden geeigneter Arbeits 
pferdeschlag geschaffen worden. Diese Erfolge sind auf die steigende Intelligenz der Züchter, 
die bessere Pflege, die Errichtung von den örtlichen Verhältnissen sorgfältig angepaßten 
Znchtgebieten, auf die Ausbildung des Prämiirungswesens, die Thätigkeit der Vereine — 
unter welchen insbesondere der 1870 gegründete Verein zur Hebung der Pferdezucht 
in Brünn zu nennen ist — vor Allem aber auf das Wirken des k. k. Staatshengsten- 
depöts zu Klosterbruck zurückznführen. Dieses Depot ist 1763 gegründet und seit 1869
	        
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