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Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft, welcher die Familie des Freiherrn von Rothschild
als Gewerke angehört. Österreichischer Unternehmungsgeist und österreichische Hüttenleute
haben aus unscheinbaren Anfängen — stets geleitet von dem Bestreben, an der Spitze
der österreichischen Eisenindustriellen zu stehen und den Fortschritten der Eisenindustrie
zu folgen — ein Werk geschaffen, welches, das erste in Österreich, wenige seinesgleichen
auf der Erde findet. In zwei, mit den bewährtesten Einrichtungen versehenen Hochofen
anlagen mit je drei Coakeshochöfen wurden im Jahre 1891 aus 2'/- Millionen Meter-
centner Erzen, die aus Mähren, Böhmen, Galizien, Steiermark, Ungarn, Bosnien,
Deutschland und Schweden zugeführt werden, 1,800.000 Metercentner Roheisen erzeugt.
Ein Theil des Roheisens wird in den Eisengießereien zur Herstellung von Maschinen-
und Röhrenguß verwendet, der Rest in den Puddlingshütten und dem Stahlwerke,
bestehend aus der Martinhütte und dem Gußstahlwerk, zu Eisen und Stahl verarbeitet;
großartige Walzwerksanlagen übernehmen die glühenden Stahlblöcke und strecken dieselben
zu Schienen, Trägern, Platten, Blechen und Tyres, das Rohrwalzwerk erzeugt aus ihnen
Gas- und Siederohre und Fittings; das fertige Material, sowie die Gußstücke wandern
in die Maschinenfabrik, die Brückenbauanstalt und die Kesselfabrik. An die Vitkovitzer
Hochofenanlage schließt sich eine Coakesanstalt mit 184 Coakesöfen an, von denen wieder
ein Theil mit einer Ammoniakfabrik in Verbindung steht. Die mit den Erzen zur Verhüttung
gelangenden Kiesabbrände werden in einer Kupferextractionsanstalt mit daran geschlossener
elektrolytischer Raffinerie vom Kupfer und den übrigen Metallen bis auf das Eisen befreit
und dann erst dem Hochofen übergeben. Die in diesen Anlagen gewonnenen Mengen von
Edelmetallen, Kupfer und anderen die Kiese begleitenden Metallen sind nicht gering; so
wurden im Jahre 1891 daselbst über 1800 Kilogramm Silberschlamm, über 1200 Meter
centner Kupfer, 155 Metercentner Kobaltschlamm, sowie über 400 Metercentner Kupfer
vitriol erzeugt. Zur Deckung des eigenen Bedarfes und zu Zwecken des Betriebes umfaßt
das Eisenwerk eine Chamottefabrik, eine Ringofenanlage mit Ziegel- und Kalkringöfen,
zwei Leuchtgasanstalten, eine Werkseisenbahn für die Materialbewegung innerhalb der
Werke und für die Personen- und Güterbeförderung von und nach der Nordbahnstation
in Schönbrunn, eine elektrische Lichtanlage und endlich eine Bauabtheilung für Hochbauten,
Werksbauten, Straßen- und Wasserbau. Ein Umstand, der besonders hervorzuheben ist
und die österreichischen Ingenieure mit gerechtfertigtem Stolze zu erfüllen vermag, ist der,
daß die Vitkovitzer Werke mit ihren Producten siegreich in die Concurrenz mit den vor
züglichen und überall begünstigten Fabrikaten der berühmtesten ausländischen Hütten
eingetreten sind, daß sie derzeit nicht nur für unsere Landbefestigungen und unsere Marine
Panzercasematten, Mörserpanzerkuppeln und Compound-Panzerplattenvon vorzüglichster
Brauchbarkeit zu liefern im Stande sind, sondern ihre Products dieser Art auch an das