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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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Das Project der Herstellung einer schiffbaren Verbindung zwischen March 
und Oder datirt noch aus der Regierungszeit Kaiser Carl VI. und jener der Kaiserin 
Maria Theresia, also aus einer Periode, in der auch in Frankreich, England und 
Deutschland dem Baue von Kanälen die größte Aufmerksamkeit zugewendet wurde und 
die meisten Wasserstraßen, allerdings in wesentlich kleineren Dimensionen, als es die 
heutige moderne Schiffahrt in Concurrenz mit den Eisenbahnen erfordert, gebaut wurden. 
Damals lag nur die Absicht vor, die Oder durch einen von Kunewald über Barnsdorf, 
Kotzendorf nach Mährisch.Weißkirchen geleiteten Scheitelcanal mit der Becva und durch 
diese mit der March zu verbinden, die genannten Flüsse jedoch durch Regulirung thunlichst 
schiffbar zu machen. Die Ansprüche der Schiffahrt waren aber zu jener Zeit, wo es noch 
keine Bahnen gab, sehr bescheidene; man begnügte sich mit kleinen Fahrzeugen von 10 bis 
15 Tonnen Ladungen, die kaum 30 bis 40 Centimeter Tauchtiefe erforderten. Diese 
Schiffahrt beschränkte sich auf die höheren Wasserstände und war gegenüber dem Trans 
porte per Achse schon rentabel, wenn sie nur wenige Monate im Jahre betrieben werden 
konnte. Die geplante Anlage war damals vorwiegend für die Verfrachtung des galizischen 
Salzes nach Mähren und Niederösterreich bestimmt, ähnlich wie der gleichfalls zu jener Zeit 
projectirte Donau-Moldau-Canal der Zufuhr des Salzes aus Hallein und Berchtesgaden 
nach Böhmen dienen sollte. Und doch muß man es tief bedauern, daß selbst jener so 
bescheidene Schiffahrts-Canal zwischen der Oder und der March nicht gebaut wurde, denn 
derselbe wäre nach Aufschluß der mächtigen schlesischen Kohlenreviere schon lange in eine 
große leistungsfähige Schiffahrtsstraße umgewandelt worden und hätte auf die wirth- 
schaftliche Entwicklung der Monarchie einen heute unübersehbaren Einfluß genommen. 
Im Jahre 1872 wurde die Idee, einen Canal zwischen der Donau bei Wien und 
der Oder bei Oderberg als moderne Wasserstraße zur Beförderung von Booten mit 
500 Tonnen Last auszubauen, allerdings in wesentlich anderer Form wieder ausgenommen, 
konnte jedoch bis jetzt ans Mangel an verfügbaren Geldmitteln noch nicht realisirt werden. 
Der Donau-Oder-Canal ist bestimmt, das Mittelglied einer vom Schwarzen Meere 
bis an die Nord- und Ostsee reichenden, mitten durch Österreich-Ungarn ziehenden Wasser 
straße zu werden. Er ist als Canal lateral zur March, Becva und Oder projectirt, da 
diese Flüsse sich aus vielen Gründen für eine Canalisirung mit 2 bis 2 5 Meter Wasser 
tiefe nicht eignen. Für die Speisung der Scheitelhaltnng soll das Niedcrschlagsgebiet der 
Vsetiner und Roznauer Becva mit rund 84.000 Hektar dienen. Die Anlagekosten sind 
mit ungefähr 43 Millionen Gulden veranschlagt. 
So wünschenswerth nun auch der Ausbau dieser Wasserstraße, sowie die baldige 
Ergänzung des mährischen Schienennetzes durch die Anlage wichtiger Localbahnen er 
scheint, ebenso verfehlt wäre es, wollte man ans dem Umstande, daß das gewerbliche und 
Mähren. 31
	        
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