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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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gegen Osten und Süden in eine fleißig bebaute Thalweitung, welche von der zur March 
eilenden Teß reich bewässert und nach diesen Richtungen von einem lieblichen Berglande 
begrenzt wird, das als eine Fortsetzung des hohen Gesenkes vom Backofenstein an zu 
betrachten ist. Eine Einsenkung, welche von Frankstadt bei Schönberg in südöstlicher 
Richtung gegen Deutsch-Liebau streicht und von einer Eisenbahn durchzogen ist, trennt 
den nördlichen mehr gebirgigen von dem südlichen mehr hügeligen Theil dieser Bergland 
schaft. Aus letzterem ragt als weithin sichtbarer Waldberg der Bradlstein (601 Meter) 
empor, von dessen Felsenspitze ein großer Theil Nordmährens dem Beschauer seine 
charakteristischen Formen zeigt. Das Gebirge, welches sich südöstlich vom hohen Gesenke 
bis zum Sattel bei Weißkirchen zwischen der Becva und Oder erstreckt, führt den Namen 
„das niedere Gesenke" und trügt im Allgemeinen jenen Charakter, welcher dem Berg 
lande östlich der Zwittawa eigen ist, mit dem auch der geologische Bau übereinstimmt: 
breite plateauförmige Rücken von 400 bis 600 Meter Seehöhe mit vielen flachen Kuppen 
und nur selten entwickelter Kammbildung. Einförmigkeit ist somit die Haupteigenschaft 
dieses ziemlich rauhen Gebietes, das übrigens gleich dem hohen Gesenke von einer fleißigen 
und zugleich genügsamen Bevölkerung bewohnt wird, die sich ebenfalls stark mit der Leinen 
industrie beschäftigt, deren Mittelpunkt hier Römerstadt ist. Vor Zeiten wurde wohl auch 
der Bergbau stark betrieben, woran noch der Name des Städtchens Bergstadt erinnert. 
Doch hat auch dieses Gebiet trotz der geringen Abwechslung seiner Bodenformation 
und seiner Vegetationsverhältnisse einige Reize. So befindet sich drei Viertelstunden 
südlich von Bergstadt in dem schauerlich schönen, von Felsen und bewaldeten Bergen 
stark eingeengten Hangen-Thale ein bedeutender Wasserfall, der dadurch merkwürdig ist, 
daß das Wasser über eine 21 Meter hohe Felsenwand zuerst in einen trichterförmigen 
Vorsprung derselben stürzt, ans demselben in tausend Strahlen emporgeschleudert wird 
und dann erst in einem zweimaligen Absatz zur Tiefe braust. Eine zweite Merkwürdigkeit 
des Gebietes ist ferner der nordnordwestlich von Hof unfern der schlesischen Grenze 
gelegene kegelförmige 780 Meter hohe Raudenberg nichtsosehrwegenseinerentzückenden 
Fernsicht, als ganz besonders, weil er ein ehemaliger Vulkan ist. Vor Allem fällt es auf, 
daß die Abhänge bis fast zum Gipfel wohl bebaut sind; das lockere vulkanische Gestein 
verwitterte leicht und hat eine gute Ackererde von eigenthümlich röthlicher Färbung 
geliefert. An den Rändern der Felder liegen ganze Wälle von Lavablöcken und blasigen 
Schlacken, welche die Landleute dahin zusammengetragen haben. Gegen den Gipfel des 
Berges zu verschwinden die Felder, weil das festere basaltische Gestein, das überall aus 
dem Boden hervorragt, den Anbau verhindert; nur einzelne starkstämmige, niedere Lärchen 
und struppige Wachholderbüsche haben ihre Wurzeln in die Klüfte des Gesteins geschlagen. 
Den obersten Theil des Gipfels bildet ein kleines von Basalttrümmern bedecktes Plateau,
	        
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