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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

repräsentirt Holda, die milde, gnädige Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, die Beschützerin 
und Förderin des Hauswesens, damit auch des Spinnens. Besonders um die Weihnachts 
zeit sieht Frau Holle nach, ob fleißig gesponnen wird; sie belohnt die fleißigen, bestraft 
die säumigen Spinnerinnen. Sonst als geisterhaftes, schönes Wesen in langem, weißem 
Gewände gedacht, erscheint sie bei uns, wenn zürnend, in häßlicher Gestalt. Zur Zeit, als 
noch während des Winters das Spinnen eine Hauptbeschäftigung der Dorfbewohner des 
Landes war, wurde Kindern, welche nicht fleißig genug damit sich beschäftigten, gedroht, 
daß die Spillenholle (Spillendrulle, Spillenmarthe, Spillenlntsche) sie holen werde, 
und zwar mit den Worten: 
„Spennt, Kendala, spennt, 
De Spellenlutsche kömmt, 
Se guckt zu älla Lächlan rai, 
Ebs Stränla Watt bäle fertigh sain." 
In der Hutung bei Niederwalde befand sich der Spillenlutschenstein; des Nachts 
kamen aus demselben sieben Lichter zum Vorschein. Zn ihm trug die Spillenholle die 
saumseligen Kinder. Bei Wigstadtl werden Mägde und Kinder, welche bei der aufgegebenen 
Arbeit im Spinnen — Satsem, Satsich — lässig sind, mit der Satsemsuse, in einzelnen 
Ortschaften mit dem Satsichkater geschreckt. 
An die Burgruinen Reichenstein, Lobenstein, Wachstein, an die Schlösser in 
Domsdorf, Schwarzwasser rc., an den Milchberg bei Odrau, an den Wilschgrnnd bei 
Arnoldsdorf rc., knüpfen sich Sagen von „der weißen Frau", welche von Zeit zu 
Zeit sichtbar wird und Erlösung sucht. Der Kern dieser Sagen ist der uralte Mythus von 
der Befreiung der im Wolkenberge verschlossenen himmlischen Wolkenfrau. 
Gern hört das Volk auch Erzählungen von Berg-, Wald-, Wassergeistern, von 
Bergmännlein, Fenesleuten, Wassermännern und Feuermännern. Die Berg- oder Grau 
männlein tragen gewöhnlich einen langen, aschgrauen Rock und einen breitkrämpigen 
Hut von derselben Farbe, bisweilen prächtige Kleider. Ihr Gesicht ist von einem herab 
hängenden grünlichen Barte umflossen. Den Menschen leisten sie in schwierigen Lagen 
des Lebens Beistand; nur wenn sie ihrer kleinen Gestalt wegen gehöhnt werden, treten sie 
als Feinde derselben auf. Sie stehen patriarchalisch regiert unter einem „Bergältesten". 
Eine etwas größere Gestalt als die Bergmännlein haben die Fenesleute, in 
unserem Schlesien Venusleute genannt. Sie leben wie die Bergmännlein in alten Götter 
sitzen und Cultusstätten, in Bergen, Schluchten, Anhöhen und Felsenhügeln. Den Um 
wohnern, namentlich den Hirten, helfen sie bei der Arbeit, sonst auch in Noth und Gefahr. 
Der Fenesstein bei Pitarn, die Feneshöhle bei Messendorf, der Fenesstein bei Schwarz 
wasser haben ihre Namen von den Fenesleuten, die nach der Volkstradition dort wohnen.
	        
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