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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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aufgeführt wurden, brachte mau die Leichen von Selbstmördern, vor denen das Volk 
einen solchen Abscheu hegte, daß die Schlitten und Wagen, auf welchen solche Leichname 
zu Berg geschafft wurden, für immer oben zurückgelasfen werden mußten. Auch der 
Berg Prasiva, was so viel wie Krätzberg bedeutet, soll seinen Namen aus heidnischer 
Zeit tragen. Damals sollen nämlich die mit Krätze Behafteten in die Waldungen dieses 
Berges Hinausgetrieben worden sein, um den Wölfen und wilden Thieren zur Beute 
zu fallen. 
Die meisten Volkssagen beziehen sich jedoch auf den Bergriesen der schlesischen 
Beskyden, auf die Lysa Hora, welche schweres Unheil in ihrem Innern birgt. Nach dem 
Volksmnnde ist sie nämlich mit Wasser gefüllt, welches hervorstürzen und unter seinen 
Wellen die ganze Gegend mit ihren Bewohnern begraben wird, wenn das Maß der 
Sünden voll sein wird. Dieser Katastrophe wollte vielleicht im vorigen Jahrhundert 
Graf Prazma, der damalige Grundherr von Friedeck, Vorbeugen, indem er auf derLysa Hora 
eine Kapelle errichtete und das zum Bau derselben nothwendige Materiale angeblich durch 
gefallene Mädchen (?ävük)0 aus den herrschaftlichen Maierhöfen hinanfschaffen ließ. 
Von der Lysa Hora singt ein altes Lied: 
Lysa Hora, Lysa Hora, schönster aller Berge, 
Gegen dich sind alle Höhen ja nur kleine Zwerge, 
Siehst, was die Friedecker treiben, wer dort lacht und wischt, 
Holz zerkleinert, Wasser schöpfet, in der Scheuer drischt. 
Ans diesem sagenhaften Berge verweilte gerne Ondrasch (Sohn des Erbrichters 
Schebesta aus Janovitz bei Friedeck) mit seinen Gesellen, die sich um ihn schaarten, um die 
Rache des unterdrückten robotpflichtigen Volkes den Grundherrschaften fühlen zu lassen. 
Ondrasch, eine Art schlesischer Rinaldo, ist eine Lieblingsfignr des schlesischen Landvolkes, 
durch Sage, Lied, ja sogar durch einen Roman verewigt. Nach der Bewältigung des 
Bauernaufstandes flüchtete sich Ondrasch mit seinen Treuesten ans die Lysa Hora, in deren 
dichten Waldungen er sich sicher fühlte. Von da aus überfiel er die benachbarten und auch 
weit entlegenen Schlösser, vertheilte das den Reichen Weggenommene unter die Armen und 
verübte allerlei übermüthige Streiche. Von einer Hexe mit der Wnnderhacke versehen, blieb 
Ondrasch, trotzdem gegen ihn ein Regiment aufgebvten wurde, unbesiegbar, bis er mit 
derselben Wnnderhacke von seinem Freunde Jnrasch in der Schänke zu Swiadnow am 
1. April 1715 aus Eifersucht niedergeschlagen wurde. 
Auch auf der Girowa bei Jablnnkan pflegten die schlesischen Räuber zu verweilen. 
Die Volkssage erzählt, daß ein Jude zu Landskron in Polen seinen Ofen, der aus lauter 
Ducaten bestand, mit Wachs überklebte, damit man von den Ducaten nichts erfahre. 
Damals kamen die Räuber auch nach Landskron über den Juden, und ärgerlich darüber,
	        
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