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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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welche die Runde durch ganz Europa machte, düstere Gesellen in Nacht und Graus erschuf, 
so hat er in seinem duftigen Märchen „Waldfräulein" (1843) liebliche, mit einem Zug 
freier Sinnlichkeit ansgestattete Gestalten in romantische Waldeinsamkeit gezaubert. Seine 
treffliche Übersetzung von Byrons „Childe Harold" (1836) bewies, daß ihm die Gabe 
lebhaften Nachempfindens fremder Poesie in hohem Grade eigen war. Dagegen ist er in 
seinen Komödien den ausländischen Mustern mit weniger Glück gefolgt, wie ihm denn auch 
die Kraft dramatischer Gestaltung versagt war, um dem Genius Calderons mit Erfolg 
nachzucifern. Weder in „Turturell" (1819) noch in „Zwei Nächte in Valladolid" (1823) 
und in „Der Königin Ehre" (1828) vermag der überreiche Redeschmnck für die Dürftigkeit 
der Charaktere und Lückenhaftigkeit der Motivirnng Ersatz zu bieten, und in der Bearbeitung 
von Lope de Vegas „Der Stern von Sevilla" (1829) war der Dichter ebensowenig wie 
in der Fortsetzung von Goethe's Tasso: „Kerker und Krone" (1833) seinen Vorbildern 
in gemessenem Abstand nahe gekommen. Dagegen pulsirt in „Herr und Sclave" äußerlich 
und innerlich dramatisches Leben aus fest gezeichneten Charakteren, wie denn die Scene, 
in welcher sich der Sclave, von seinem besseren Selbst überwältigt, ersticht, während sein 
Herr hinter dem Gitterthore kniend um Schonung für die Seinen fleht, gewiß zu den 
wirksamsten tragischen Katastrophen gehört. 
Zedlitz war ein Lyriker von ureigener Empfindung. Der Adel des poetischen Aus 
drucks war ein Erbe der Classiker, die Meisterschaft in der Beherrschung der Formen, 
welche er durch Einführung der italienischen Canzone in Deutschland bereicherte, verdankte 
er den Bestrebungen der Romantiker; aus der vorwärts drängenden Zeit seiner Jugend hat 
er den freien Gedanken ins Leben genommen und an ihm, wenn auch mit zunehmender 
Einschränkung, festgehalten. Er war 1837 in Staatsdienste getreten und gerieth als 
Pnblicist der Metternich'schen Schule in immer herberen Zwiespalt mit den Strömungen 
seiner Zeit. Poesiekundige Frauen haben ihm mit freundlicher Sorgsamkeit die letzten Tage 
verschönert. Er starb 1862. Dem größten Dichter Schlesiens wurde zur Feier seines 
hundertsten Geburtstages in seinem Heimatsorte ein einfach schönes Denkmal gesetzt. 
Dichter und Philosoph zugleich, steht Eduard Freiherr von Badenfeld (Eduard 
Silesius), geboren 1800 in Troppau, in der Sammlung seiner Gedichte (1846) sowie 
namentlich in dem größeren Lehrgedichte „Ewiges im Zeitenwechsel" durch die überall 
hervortretende pantheistische Weltanschauung unter dem Einflüsse der orientalischen Lyrik. 
Bei meisterhafter Beherrschung der poetischen Sprache verdichtet sich ihm die Empfindung 
zum Gedanken und spitzt sich häufig zu wirkungsvoller Pointe zu. Er hatte seine schrift 
stellerische Laufbahn mit „Hanswursts Verbannung" (1836), einer dramatischen Bagatelle, 
begonnen, der dann ein großes, im Stile Rcmbrandts gehaltenes historisches Schauspiel 
in zwei Theilen: „Der Kampf um Tirol" und 1847 eine Sammlung von Bühnenspielen
	        
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