Der Culturboden, im nordwestlichen Theile das Verwitterungsproduct von Granit
oder Gneis, im mittleren und südöstlichen Theile des Landes von Grauwacke und Thon
schiefer, ist mäßig gebundener, größtenteils leichter Lehm, arm an organischer Substanz
und deshalb besonders auf den Hochebenen extrem in seinem Verhalten gegen ein zu großes
oder zu geringes Maß von Feuchtigkeit. Diluvialboden kommt nur im Thale der Oppa
zwischen Jägerndorf und Troppau, dann am unteren Lauf der Weide in der Umgebung
von Weidenau in beschränktem Maße vor; es sind dies auch die fruchtbarsten Gegenden
Oberschlesiens.
Nach den verschiedenen Höhenlagen sind drei Zonen, die des Hochgebirges, des
Mittelgebirges, des Hügel- und Flachlandes zu unterscheiden. In ersterer ist die Land
wirtschaft vorwiegend durch den kleinen und mittleren Besitzstand vertreten, Boden und
Klima ermöglichen nur den Anbau von Sommerkorn, Hafer, Kartoffeln, Klee und anderem
Grünfutter. Die Bewirtschaftung ist schwer und wenig lohnend; in den steilen Lehnen
waren Ackerung und Düngung ebenso mühsam als die Einbringung der Ernte. In solchen
Gegenden vermag der Kleingrundbesitzer sich und seine Familie durch den bloßen Ertrag
der Landwirtschaft nur selten zu ernähren; er trachtet daher seinen Erwerb durch den
Betrieb einer Hausindustrie oder durch Lohnarbeit zu ergänzen. Er findet auch reichlich
Beschäftigung in den Forsten der umliegenden Domänen. Auch die Besitzer größerer
Bauerngüter sind darauf angewiesen, nebenbei Lohnfuhrwerk oder Productenhandel zu
betreiben. Die landtäflichen Güter im Hochgebirge bestehen zumeist aus Forsten; die
Feldwirtschaft ist hier von ganz untergeordneter Bedeutung.
Anders ist es im Mittelgebirge, wo der Betrieb derLandwirthschaft ungleich stärker
hervortritt. Hier finden wir auch noch die sogenannten „Erbrichtereien" mit 60 bis
80 Hektar Feld- und Waldland, welche meist mit gewerblichen Gerechtsamen ausgestattet
waren, die freilich durch die Gewerbefreiheit ganz oder teilweise verloren gegangen sind.
Die Feldfrüchte dieser Zone sind Korn, Gerste, Hafer, Kartoffel, Klee und Flachs,
sogar der Zuckerrübenbau dringt vom Hügelland gegen das Mittelgebirge vor. Der Anbau
von Flachs, welcher auf mittelgroßen Gütern und Gehöften ziemlich ausgedehnt war, ist
durch die russische Coucurrenz stark zurückgedrängt worden. Durch den recht ansehnlichen
Wiesenstand werden die wirtschaftlichen Verhältnisse günstig beeinflußt.
Das Hügel- und Flachland hat ungleich günstigere Productionsbedingungen für
den landwirtschaftlichen Betrieb; gemäßigteres Klima, längere Wachsthumsperiode und
fruchtbare Böden sind die Vorzüge dieses Landstrichs. Tie Zuckerrübe tritt hier in ihre
Rechte und erobert sich jährlich größere Flächen, so daß sie die anderen Hackfrüchte, vor
nehmlich die Kartoffel, welche häufig nur noch für den Hausbedarf gebaut wird, immer mehr
verdrängt; dagegen wird der Rapsbau eingeschränkt, weil er wegen der Cvneurrenz der