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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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Schweinezucht besteht - von ganz wenigen Züchtereien abgesehen — im westlichen 
Schlesien eigentlich keine, sondern nur Schweinehaltung. Die meisten Thiere werden im 
jugendlichen Alter aus Galizien importirt und in den Haushaltungen des Landmanns 
großgezogen. 
Als Nebeugewerbe der Landwirthschaft und mit derselben in engster wechselseitiger 
Beziehung stehend, nimmt auf größeren Besitzungen die Erzeugung von Spiritus aus 
Kartoffeln und Getreide eine hervorragende Stelle ein. Auf jenen Flüchen, die für 
Rübenbau nicht rentiren, kann die Kartoffel als Hackfrucht vortheilhaft eintreten. Der 
Hackfruchtbau fördert im Allgemeinen die mechanische Bearbeitung des Bodens, und die 
Verarbeitung der Kartoffel zu Spiritus gibt durch die Schlempe, die ein vorzügliches 
Futter ist, dem Ackerboden alle werthvollen Pflanzennährstoffe wieder zurück. Der 
gewonnene Spiritus tritt daun an die Stelle einer Marktfrucht. Leider ist infolge der 
Bestenerungsverhältnisse und der wachsenden Bedeutung des Großbetriebes die Anzahl der 
landwirthschaftlichen Brennereien in Schlesien von 130 auf 80 gesunken. 
Ostschlesien. — So verschiedenartig als die Terrainformation im östlichen 
Schlesien, ist auch die Bodencultur in diesem Landestheile. Die natürlichen Vorbedingungen 
für die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind vorwiegend ungünstige. Das Land ist gegen 
Norden und Westen offen, gegen Osten und Süden durch eine im Mittel 1.000 Meter 
hohe Gebirgskette abgeschlossen, welche gleichsam einen Wall bildet, an dem sich die aus 
Nordwesten kommenden Regenwolken stauen und ihren Inhalt über Ostschlesiens Hügel 
land und Niederung ergießen. Das Klima wird dadurch feucht und rauh und die jährliche 
Niederschlagsmenge eine so außerordentlich große, daß das östliche Schlesien zu den 
regenreichsten Ländern der Monarchie zählt. Ein ziffermüßiger Vergleich mit dem 
benachbarten mährischen Flachlande mag die Niederschlagsverhaltnisse am deutlichsten 
veranschaulichen. Während die jährliche Niederschlagsmenge Mährens nach einem aus 
Grund umfassender Beobachtungen gewonnenen Durchschnitt 517 Millimeter beträgt, 
erreicht sie im östlichen Schlesien die Höhe von 992 Millimeter. Dem entsprechend ist 
auch das Verhältuiß der regenfreien Tage zu den Regentagen; nach mehrjährigem 
Durchschnitt zählt das Jahr in Mähren 128, in Ostschlesien 162 Tage mit Nieder 
schlägen. Die großen Regenmengen sind um so nachtheiliger, als der Boden zumeist 
ein schwerer, undurchlässiger Letten mit nur sehr seichter Ackerkrume (15 bis 25 Ceuti- 
meter) ist. Eine Ausnahme machen die Flußthäler; die Alluvion besteht daselbst aus 
ciuer stärkeren Humnsschichte, die auf durchlässigem Schotter gelagert ist; es sind dies 
die fruchtbarsten Landstriche, in denen die Ernte selbst in nassen Jahren nicht wesentlich 
leidet, ^m Allgemeinen werden die besten Ertrüge in trockenen Jahren erzielt, während 
die leider nur zu oft auftretenden nassen Sommer der Hauptsache nach stets Mißernten
	        
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