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Aufmerksamkeit fesseln, der Buchlauer Schloßberg (520 Meter) mit einer stolz aufstre
benden Burg und der Modlaberg (510 Meter) mit einer der heiligen Barbara geweihten
Kapelle. Sie liegen dicht nebeneinander, nur durch eine flache Thalmulde getrennt. Die
Burg Buch lau ist terrassenförmig angelegt und größtentheils in bewohnbarem Zustande.
Durch ein aus gewaltigen Mauern bestehendes Vorwerk gelangt man über eine feste
Holzbrücke zur Hauptburg, aus deren Hofe eine Steintreppe auf eine große Terrasse
führt. Daselbst befindet sich ein schwerer, von einer Linde mit wagrecht sich ausbreitenden
Ästen überschatteter steinerner Tisch, auf welchem die zum Tode Verurtheilten ihre letzte
Mahlzeit genossen. Der Sage nach soll ein dem Henker Verfallener diese Linde mit den
Wurzeln nach aufwärts gepflanzt haben, um durch das Zweigetreiben derselben seine
Unschuld zu erweisen. Ein gewaltiger Thurm mit der Aufschrift »Dortissima, lurris nomsir
Domini 1546" führt in die gut erhaltene Herrenburg, welche aus einem dreistöckigen
Hauptbau und zwei zweistöckigen Flügeln besteht.
Etwas mehr als eine Stunde nordöstlich von Buchlovitz liegt das Dorf Velehrad
mit einer großen doppelthürmigen und prächtig ausgeschmückten Wallfahrtskirche, an
die sich das Gebäude der ehemaligen im Jahre 1202 gegründeten Cistercienser-Abtei
anschließt. Dicht an der Straße steht im Friedhof ein hübsches gothisches Kirchlein; dort
soll einst das erste christliche Gotteshaus Mährens gestanden haben, in welchem Cyrillus
und Methodius predigten und angeblich auch der Böhmenherzog Borivoj getauft wurde.
Ein mit Obstbäumen bepflanzter viereckiger Platz, welcher ringsum von einem Erdwall
und Graben umgeben ist und vom Volke Hradek genannt wird, soll der Rest jener großen
Burg Svatopluks sein, deren Name sich in jenem Dorfe erhalten hat, während die
gleichnamige große Stadt an der March vollkommen verschwunden ist.
Das Gebiet, welches sich von hier gegen Norden und Nordwesten erstreckt, ist von
mehreren mit Buchen- und Eichenwäldern, seltener mit Nadelholz bedeckten Höhenzügen
erfüllt, aus denen der Brdoberg bis 587 Meter ansteigt. An dieses Waldgebiet reiht
sich gegen Westen und Norden ein niedriges Hügelland mit vielen flachen Kuppen, geringer
Waldcultur, dagegen blühendem Ackerbau. Der geringere Wasserreichthum dieses Gebietes
kennzeichnet sich in den Windmühlen, welche ans den Gipfeln vieler Hügel stehen. Einige
ganz niedrige Erhebungen umschließen bei Tscheitsch ein Becken, welches früher von einem
Teiche ausgefüllt war, dem sogenanuteu Tscheitscher-See, jetzt aber trocken gelegt ist.
Dasselbe ist interessant als Fundort einiger besonderer Pflanzen; auch finden sich in dieser
Gegend viele freilich minderwerthige Braunkohlen. Durch einen schmalen und niedrigen
Sattel bei Lultc, zwischen Wisch au und Neu-Raußnitz, in dessen Nähe ein Denkmal die
Stätte kennzeichnet, wo Kaiser Josef II. mit eigener Hand den Pflug führte, hängt das
Marsgebirge mit dem böhmisch-mährischen Plateau zusammen.